Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 18: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Edle sah ihn an. Einen Moment herrschte Schweigen, selbst die Geräusche des Waldes, so schien es, waren leiser geworden. "Tot", sagte Richeza langsam. Sie senkte den Blick auf Praiodors Gesicht. Sonderlich erschüttert wirkte sie nicht, eher – nachdenklich? "Das ... tut mir leid." Sie führte die Hand an ihre Lippen, zupfte gedankenverloren an ihrem Daumennagel. Für einige Zeit schien es, als habe sie Gendahar vergessen. Sie sah auf den Jungen, seine bleichen, eingefallenen Wangen. | Die Edle sah ihn an. Einen Moment herrschte Schweigen, selbst die Geräusche des Waldes, so schien es, waren leiser geworden. "Tot", sagte Richeza langsam. Sie senkte den Blick auf Praiodors Gesicht. Sonderlich erschüttert wirkte sie nicht, eher – nachdenklich? "Das ... tut mir leid." Sie führte die Hand an ihre Lippen, zupfte gedankenverloren an ihrem Daumennagel. Für einige Zeit schien es, als habe sie Gendahar vergessen. Sie sah auf den Jungen, seine bleichen, eingefallenen Wangen. | ||
"Ich ... kann nicht für ihn sorgen", sagte sie, so leise, dass der Streitzig es kaum hörte. "Wenn er krank ist ..." Sie schüttelte den Kopf. "Und wenn er gesund wird ... Falls er gesund wird – braucht er ein Ausbildung. | "Ich ... kann nicht für ihn sorgen", sagte sie, so leise, dass der Streitzig es kaum hörte. "Wenn er krank ist ..." Sie schüttelte den Kopf. "Und wenn er gesund wird ... Falls er gesund wird – braucht er ein Ausbildung. Jemanden, der ihn erzieht." Sie atmete tief aus, wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie hob wieder den Kopf, aber ihre Augen wanderten von links nach rechts, so als sei sie noch immer in Gedanken. "Dom Stordan, sagt Ihr?", murmelte sie, ohne ihn direkt anzusehen und seufzte. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras] | '''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | ||
Der Thangolforster spürte, wie Domna Richeza ob seiner Nähe etwas unruhig wurde. Mehr hatte er nicht bezweckt - erst einmal... | Der Thangolforster spürte, wie Domna Richeza ob seiner Nähe etwas unruhig wurde. Mehr hatte er nicht bezweckt - erst einmal ... Wobei er offenbar nicht so dezent war, wie angenommen, stellte er fest, als sich Dom Moritatio zwischen sie drängte. Gendahar verkniff sich ein Grinsen. War das nur der familiäre Beschützerinstinkt oder Konkurrenzverhalten? So oder so, da musste der Junge früher aufstehen. Gendahar zeigte keinerlei Reaktion, sondern lenkte seine Gedanken darauf, was er zurück in Punin tun würde: Das nächste Immanspiel, vielleicht ein neues Pferd? An den bevorstehenden Feldzug gegen Ferkinas und Oger wollte er nicht denken. | ||
Erst einmal mussten sie aus den Bergen raus. Jetzt aber konnten sie nur warten, bis Rifada zurück war. | Erst einmal mussten sie aus den Bergen raus. Jetzt aber konnten sie nur warten, bis Rifada zurück war. | ||
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Romina musste lächeln. Die junge Waldwachterin war wirklich engagiert und versuchte mitzudenken. | Romina musste lächeln. Die junge Waldwachterin war wirklich engagiert und versuchte mitzudenken. | ||
Zaida | "Der Alte weiß, was er tut. Er hat uns hierhergeführt und zum Lagern aufgefordert. Der Platz hier ist nur von oberhalb des Weges, den wir gekommen sind, einsichtig. Um uns herum sind die Berge nicht begehbar, selbst eine Bergziege würde abstürzen." Sie deutete auf die seitlichen, steilen Hänge. "Und wenn Fekinas auf dem Weg auftauchen sollten, sehen wir sie, bevor sie uns sehen. Schau, wenn du genau hinschaust, siehst du oben unterhalb dieses hellen Felsens die Stelle, wo wir aus dem Berg kamen. Golshan und auch Tsacharias schauen immer wieder dahin. Wenn dort Fekinas auftauchen, bemerken wir die Bewegung, aber sie sind zu weit weg, um uns hier zu sehen." Sie legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter. "Wir sind hier so sicher, wie lange nicht mehr. Ruh' dich ein wenig aus, Zaida." Ihr Blick glitt unwillkürlich wieder zu der Stelle am Berg. "Bald sind wir in der Ebene, und das hier ist dann nur noch ein blasser Albtraum." Sie ließ sich ebenfalls auf der Wiese nieder und bedeutete dem jungen Wirbelwind, sich neben sie zu setzen. | ||
Zaida ließ sich beruhigt neben der Comtessa nieder und begann ihr halblaut alle möglichen Fragen über den Raschtulswall zu stellen. Amüsiert ließ die Grafentochter sich anstecken, und bald waren die beiden jungen Frauen flüsternd in ein angeregtes Gespräch vertieft. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Die kräftigen Rösser der beiden Amazonen waren es gewohnt, steil bergan zu gehen - lag doch auch die Keshal Rondra hoch inmitten des mächtigen Gebirgssockels des Raschtulswalls unweit der [[Baronie Schrotenstein#Örtlichkeiten|Porta Magra]]. Aber nach zwei Tagen im Flachland der Elentinischen Ebene waren die Tiere sichtlich nicht begeistert, wieder in nahrungsarme Hochgebirgsregionen hinaufzusteigen und - wenn sie ehrlich zu sich selbst waren - ihren beiden Reiterinnen ging es ähnlich. | |||
Jelissa Al'Abastra und [[Gujadanya da Vanya]] waren dem wilden Söldlingsterzio, das das Junkergut von Alina niedergebrannt hatte und danach den Ort gegen den Angriff der [[Bân Gassârah]] verteidigt hatte, bis hinauf nach Grezzano gefolgt, wo Gujadanya das letzte Mal als dreizehnjähriges Mädchen gewesen war. Seither hatte sich der Ort drastisch verändert - es war zu einem Geisterdorf verkommen, wo nicht einmal mehr Sträflinge lebten. Nur einige Leichen hatten sie dort gefunden. Aber immerhin wussten die beiden nun, dass Rifada lebte und allem Anschein nach aus Praiosmins Kerkerhaft entkommen war. Zwei armselige Straßenräuber, die vor ihnen am Wegkreuz von Orvitello Reißaus genommen hatten, gestanden später kleinlaut, unlängst von einer einzelnen Frau zusammengeschlagen und selbst ausgeraubts worden zu sein, und wenig später schien es auf der Straße nach Selaque, unweit der Stelle, wo sie sich nun befanden, zu einem Überfall auf Praiosmins Eskorte gekommen zu sein, wo ein einzelner Reiter (oder vielleicht vielmehr eine Reiter''in''?) das dutzendköpfige Geleit der Reichsvogtin angegriffen habe. All dies hörte sich mehr als deutlich nach Rifada an und Jelissa und Gujadanya sorgten sich, dass sich diese im Alleingang zu noch gewagteren Aktionen hinreißen lassen würde, wenn sie sie nicht bald fanden und ihr als Verstärkung zu einem bedächtigeren Vorgehen raten konnten. | |||
Jelissa kaute an einem Streifen Trockenfleisch, das die Achmad'sunni auf Kriegszügen in ihren Satteltaschen als Proviant mit sich führten, Gujadanya nahm mit entschuldigendem Blick für einen Moment den roßschweifgeschmückten Helm ab, um sich ihre dicken schwarzen Haare während des Reitens zu einem Zopf zu flechten - immerhin hatten sie beide seit drei Tagen keinen Kamm mehr gesehen. | |||
"Hier geht es nur immer weiter ins Gebirge hinauf. Wenn es wirklich deine Mutter war, die das Signalfeuer auf dem Djer Kalkarif entzündet hat," führte die erfahrene Jelissa aus, "dann bestünde die Möglichkeit, daß sie auf diesem Weg hier wieder herunterkommt. Aber andererseits glaube ich nicht, dass Rifada ihre Dominie und ihr Castillo in Zeiten wie diesen verlassen würde. Kann sie vielleicht deinen Bruder oder deinen Vater auf den Kalkarif geschickt haben?" | |||
Gujadanya lachte prustend los: "Bist du unter die Possenreißerinnen gegangen? Mein Bruder ist so jämmrlich, der würde vom erstbesten Ferkinakind mit einem Stein totgeworfen werden, wenn er auch nur einen Fuß ins Gebirge setzt. Und von meinem Vater wollen wir erst gar nicht anfangen." Sie schmunzelte. "Der besucht nicht einmal mehr seinen Bruder, meinen Onkel in Schlehen, weil er die Reise durch den Ragatischen Kessel für zu gefährlich hält." | |||
Jelissa runzelte die Stirne: "Was soll daran groß gefährlich sein?" | |||
Gujadanya zuckte mit den Achseln: "Vielleicht sind ihm die Lande der Harmamunds zu nah - sie sind uns nicht wohlgesonnen, weißt du? Dabei haben wir selbst eine Burg in Ragatien - Quazzano, ein wirklich schönes Gemäuer!" | |||
"Schtt - Still!", beendete Jelissa mit einer raschen mahnenden Handbewegung ihre Plauderlaune. Die beiden Amazonen spähten nach vorne, wo sich der Weg über ein steiniges Plateau führte, auf dem recht hohes Gras wuchs. | |||
Auf dem Plateau lagerten Menschen - allem Anschein nach keine Ferkinas, sondern Mittelländer - wobei ... nicht bei allen traf dies zu. | |||
Die beiden Achmad'sunni hielten ihre Pferde geräuschlos an und glitten aus den Sätteln. Gujadanya zog sofort einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn in ihren Kompositbogen ein. Jelissa Al'Abastra dagegen zog nur ihren Krummdolch aus dem Gürtel. | |||
Leise schlichen sie näher an die Gruppe heran, die zu schlafen schien. | |||
Bein an Bein lagen zwei Männer schlummernd im hohen Gras - der eine schwarzhaarig, der andere mit langen blonden Locken. Hinter den beiden saß vornübergebeugt eine kleine schwarzhaarige Frau, mit nichts als einer schmutzigen Lumpendecke bekleidet. Etwas abseits von diesen drei saßen zwei junge Frauen in Ferkinakleidern auf der Wiese, eine davon strohblond, die andere - zweifellos eine reinblütige Ferkina - sah plötzlich erschrocken auf und starrte Gujadanya und Jelissa mit schreckgeweiteten Augen an. Aus dem Gebüsch entlang der steilen Felswände kam soeben ein weiteres Mädchen, noch jünger als die beiden, mit zerschlissener Kleidung, die eine Handvoll Pilze vor sich her trug. | |||
Jelissa nickte Gujadanya zu und machte drei schnelle Schritte auf die Ferkina zu. Gujadanya schwenkte den Bogen zwischen dem jungen Mädchen und der Ferkina hin und her - behielt aber auch das übrige Gelichter im Auge. | |||
"Was zur Hölle sucht ihr hier oben, elendes Gesindel?", rief sie laut. "Habt ihr geplündert, drunten in Selaque? Oder seid ihr vielleicht dreckige Verräter, die den Blutsäufern Kunde bringen? Los, los, los Dreckspack - hoch mit euch!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina sah Golshan erstarren, erblickte die beiden Frauen und sprang auf. Ein schneller Schritt brachte sie zwischen die Pfeilspitze und die Ferkina. Sie strich sich das Haar zurück, richtete sich stolz auf und verzog keine Miene. | |||
"Die Leuin zum Gruße, Achmad'sunni", sprach sie in gutem Tulamidisch, wie sie es am Hof von Shahane al Kasim gelernt hatte. "Ich bin Romina Alba von Ehrenstein und Streitzig und dort drüben sitzt Richeza von Scheffelstein und da Vanya, wir sind beide den Ferkinas entkommen und sind jetzt auf dem Weg zurück zu unserem Heim. Was treibt zwei Kriegerinnen der Rondra in dieses entlegene Gegend? Und ... habt Ihr Truppen gesehen? Oder Ferkinas?" | |||
Die Grafentochter wirkte ungerührt, die schmutzstarrenden Lumpen schienen ihr nichts auszumachen. Sie hatte unzählige Kratzer im Gesicht, Arme und Beine zierten blaue Flecken, ihr Oberarm war verbunden, doch sie stand in der Grundhaltung einer Kämpferin da und schaute entlang des Pfeils direkt in die Augen Gujadanyas. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Zaidas Augen wurden groß und noch größer, als sie erst die beiden kämpferisch gewandeten Frauen auf den Lagerplatz stürmen sah - ganz offenbar Amazonen und irgendwie erinnerte sie das Verhalten verdächtig an das der Furie von der da Vanyarin - und dann, als man sie jetzt auch noch so garstig und zwölfgötterungefällig ansprach. Wütend presste sie die Lippen zusammen und warf den beiden Frauen einen wilden Blick zu - und fast noch die Pilze hinterher. Zu schade, dass sie keine giftigen Krötenschemel oder dergleichen gesammelt hatte, die hätte sie den beiden gerne als Erwiderung zu schlucken gegeben. | |||
Rasch ließ sie die Pilze fallen und bezog hinter Domna Romina und neben Golshan Aufstellung. Nur mit Mühe gelang es ihr, sich auf die vorlaute Zunge zu beißen. Aber da sie kaum ein Wort von dem verstand, was die Comtessa sagte, wollte sie ihr auch nicht mit einer unpassenden Bemerkung in den Rücken fallen. Sie sollte das nächste mal beim Unterricht in der tulamidischen Sprache wohl doch besser aufpassen. Und was für ein ungewöhnlicher Ort für solch eine Erkenntnis! | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Die beiden Amazonen tauschten kurz einen irritierten Blick. Gujadanya wechselte ebenfalls ins Tulamidische, wenngleich es ihr verdächtig vorkam, dass sie eine angebliche von Ehrenstein und Streitzig in dieser Sprache anredete, und wandte sich direkt an Romina, ohne den Pfeil sinken zu lassen: "Du lügst! Und das auch noch schlecht! Wenn du tatsächlich eine Angehörige jenes Hauses wärst, dem ja auch der unrechtmäßige Graf von Ragath entstammt, dann würdest du wohl kaum Ferkinalumpen tragen und noch dazu in der Gesellschaft von drei Wilden reisen! Und von einer Richeza ''da Vanya'' habe ich meinen Lebtag noch nicht gehört, obwohl ich deren angebliche Familia sehr gut kenne! Also? Wer seid ihr wirklich? Lügst du mich ein zweites Mal an, hast du einen Pfeil zwischen den Brüsten! Und ja - wir sind mit Truppen da! Nicht weit von hier lagert unser mächtiger Heerbann! Groß genug, um euren götterlosen Ferkinafreuden mit Anlauf in den Arsch zu treten!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Rufe weckten Richeza. Befremdet stellte sie fest, dass ihr Kopf an der Brust eines Mannes lehnte, der in merkwürdig schiefer Haltung im Gras neben ihr ausgestreckt lag. Stirnrunzelnd richtete sie sich ins Sitzen auf. Es war Moritatio. Er musste sich neben sie gesetzt haben, während sie schlief und war nun an der Wand heruntergerutscht. Auf seiner anderen Seite saß der Streitzig, den Jungen auf dem Schoß, die Augen geschlossen. | |||
Richeza blieb keine Zeit, sich zu wundern, warum Moritatio sich ganz offenbar zwischen sie gezwängt hatte, denn nun bemerkte sie die Frauen auf der Lichtung: Zwei Amazonen, die die Comtessa mit Dolch und Pfeil bedrohten. Sofort war sie hellwach. | |||
"Ho!", rief sie und sprang auf. Mit beschwichtigend erhobenen Händen stapfte sie durch das Gras, bemerkte dass die Frauen Tulamidya sprachen, und sprach die beiden Fremden daher genauso an. | |||
"Rondra mit Euch, Töchter der Rache!", sagte sie in akzentfreiem Hochtulamidya mit leichtem Fasarer Einschlag. Sie machte eine kurze Pause, während sie langsam näher kam und die beiden musterte. Die Jüngere kam ihr vage bekannt vor, sie konnte sich aber nicht entsinnen, wo sie sie schon einmal gesehen hatte. An sich hatte sie mit Achmad'sunni nichts zu schaffen. | |||
Ob man das Feuer auf dem Djer Kalkarif doch gesehen hatte und die Amazonen ihrer Tante zu Hilfe eilten, wie diese es erhofft hatte? Nein, dachte Richeza resigniert. Selbst, ''falls'' sie das Feuer an der richtigen Stelle entzündet hatte und ''falls'' es von der Keshal Rondra aus zu sehen gewesen war in jener verschneiten Nacht, hätten die Amazonen wohl mindestens ein Dutzend Reiterinnen geschickt und nicht zwei einsame Frauen, was wären diese schon für eine Hilfe? Es mussten Patrouillenreiterinnen sein. Aber vielleicht kannten sie ihre Tante. | |||
"Ihr kommt uns gerade recht! Wir können Eure Hilfe gut gebrauchen", sagte sie trotzdem. "Es wimmelt von Ferkinas in dieser Gegend. Vielleicht hättet Ihr die Güte, mit uns zu warten, bis die Herrin dieses Landes zurück ist." | |||
Sie blickte nach Westen, wo die Sonne tief hinter die Bäume gesunken war und wieder zu den beiden Frauen. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Auch der Streitzig war aufgestanden, hatte jedoch außer einem recht rüden Wortwechsel wenig mitbekommen. Er war durch die Rufe geweckt worden und hatte einige Schritt entfernt gelegen. Zudem konnte sein Tulamidya nicht an das Rominas oder gar Richezas heran reichen. Mit Amazonen zu sprechen, um die es sich allem Anschein nach handelte, überließ man ohnehin eher Angehörigen desselben Geschlechts, vermutete er. Er begab sich zu der Gruppe und stellte sich demonstrativ gelassen neben Romina. Sie war alt und erfahren genug, ihre eigene Frau zu stehen. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina kam einige Schritte nach vorn, bis der Pfeil fast ihre Brüste berührte. Sie zog die Lippen hoch und bleckte die Zähne. | |||
"Weder ist mein Vater unrechtmässig der Graf von Ragath, noch lüge ich," presste sie zwischen den Zähnen hervor, "Rondra ist mein Zeuge, ich bin Romina von Ehrenstein und Streitzig, ehemals Knappin von [[Shahane Al'Kasim]], entführt von den Ferkinas, denen ich dank der Götter Hilfe entkommen bin. Wenn du mein Wort nochmal in Frage stellst, Kriegerin, können wir das gerne mit der Waffe in der Hand regeln." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Gujadanya senkte ihren Bogen und ließ die Sehne los. Der Pfeil schlug wenige Finger vor Rominas fellumwickelten Füßen federnd im Boden ein. | |||
"Jederzeit, Goldköpfchen!", antwortete sie giftig - diesmal jedoch auf Almadanisch mit unverkennbarem bosquirischem Dialekt. "Wenn dein Vater der Graf von Ragath ist, wie du behauptest, dann frage ich mich, warum du eine andere Sprache sprichst und die Kleidung einer Ferkina trägst. Ich sehe keinen Ring, kein Schwert, kein Medaillon, kein gar nichts an dir, was dich als Tochter aus fremdländischem Adelshause ausweisen würde. Also stell' meinen Langmut besser nicht auf die Probe, denn ich kann auch ungemütlich werden!" Sie tippte vielsagend auf den Griff ihres Reitersäbels. | |||
"Sei einen Moment still, Schwester", fasste sie Jelissa Al'Abastra am Arm und blickte dann zu Richeza. Da sie gebürtig aus einem Edlenhaus der untergegangenen Reichsmark Amhallass stammte, fiel es ihr nicht schwer, der Scheffelsteinerin auch auf Hochtulamidya zu antworten: "Wir suchen selbst nach der Herrin dieses Landes! Wenn Ihr sie kennt, wie Ihr vorgebt, so werdet Ihr uns sicher glaubhaft erklären können, warum Ihr erwartet, sie ausgerechnet hier oben zu treffen?" | |||
Da sich Richeza erhoben hatte, die ihm bis dahin ungefragt als Kopfstützte gedient hatte, war Moritatio gegen die harte Felswand zur Seite gekippt und erwachte nun unsanft aus einem wirren Traum. Stimmengewirr! Mit wem redeten die anderen denn da? Die beiden Stimmen, eine hitzig, eine ganz ruhig, die auf seine Begleiter einredeten, kamen ihm sonderbarer Weise vertraut vor. Er schüttelte sich und hob blinzelnd den Kopf aus dem tiefen Gras. Schlagartig war er hellwach und riss die Augen auf. "Guja? Wo um alles in Almada kommst du denn her? Und auch noch Ihr, Muhme Jelissa?" | |||
Die helmgeschützten Köpfe der beiden Achmad'sunni fuhren ruckartig herum. "Mo?", stammelte die jüngere Amazone verdutzt. "Wieso bist du nicht in Punin? Und was hast du mit ''solchen'' Leuten zu schaffen?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Moritatio sich aus dem Hintergrund einmischte. Plötzlich breitete sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht aus. "Bei meiner Seele, natürlich!", rief sie lachend aus. "Ihr ... du musst Gujadanya da Vanya sein", wandte sie sich auf Garethi an die jüngere Amazone. Ja, wahrlich, sie hatte wirklich etwas von ihrer Mutter, wenn ihr Gesicht auch noch nicht vom Leben gezeichnet war und weichere Züge aufwies und sie, kräftig wie sie schien, doch weit weniger Muskeln hatte als Domna Rifada. | |||
"Sehr schön", sagte sie grinsend und musterte die junge Frau einen Moment lang neugierig. Kein Wunder, dass sie nicht auf den Gedanken gekommen war, es mit ihrer Base zu tun zu haben: Hatte ihre Tante nicht behauptet, Gujadanya sei etwa so groß wie Richeza selbst? Dabei überragte die junge Amazone sie um Haupteslänge. Rifada schien ihre Tochter wohl schon eine Weile nicht mehr gesehen zu haben. "Das wird ja immer besser. Deine Mutter wird sich freuen, dich zu sehen. Ich bin Richeza, deiner Mutter Schwester Tochter." | |||
Alsdann wandte sie sich an die ältere Amazone und wechselte wieder ins Tulamidische. "Um Eure Frage zu beantworten: Ja, ich kenne die Herrin dieses Landes, so Ihr Domna Rifada da Vanya meint, von der ist spreche. Sie ist meine Tante. Ich bin Richeza von Scheffelstein und da Vanya. Diese dort sind Domnatella Romina von Ehrenstein-Streitzig und ihr Oheim Gendahar von Streitzig. Meinen Vetter Moritatio scheint Ihr zu kennen. Wir erwarten Domna Rifada tatsächlich bald zurück. Mein Vetter ... ahem ... mein ''anderer'' Vetter ...", sie wies auf Praiodor, der schläfrig zu ihnen herübersah, "ist sehr krank. Meine Tante ist vorgegangen, um Hilfe zu holen. Wir haben einige harte Tage hinter uns und könnten Eure Hilfe sehr wohl gebrauchen. Wie Ihr seht", sie seufzte und nickte an sich herunter, "befinden wir uns nicht in der wehrhaftesten Verfassung, und es sind viele Ferkinas unterwegs. Zudem hat Domna Rifada einigen Ärger mit ... uhm ... der Reichsvogtin, könnte man sagen. Sie wird erfreut sein, Euch zu sehen, wenngleich sie noch weitaus erfreuter wäre, wenn Ihr noch zwei oder drei Dutzend Eurer Leute dabei hättet, denn die Flaggen stehen auf Sturm, und wir können jedes Schwert und jeden Säbel gebrauchen, die uns wider die Wilden und wider die Männer der Vogtin unterstützen." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Als Romina sich dazu genötigt sah, abermals Ihren Namen und ihre Herkunft zu benennen, war Gendahar wieder eingefallen, wie sie diesen Nachweis ohne Weiteres erbringen konnte. Seine Finger tasteten in die Hosentasche, in der er den Ring mit dem Streitzg-Wappen, den ihm Rifada in Udinias Hütte gegeben hatte, an den Faden einer losen Naht gebunden hatte. Er hatte ihn völlig vergessen, aber zum Glück war er noch dort. | |||
Er drückte seiner Nicht ob ihrer tapferen Worte anerkennend die Schulter und hoffte, dass sie es zugleich als Zeichen verstand, es damit auf sich beruhen zu lassen. Während die Familie da Vanya ihr Wiedersehen feierte und nicht auf die Streitzigs achtete, hielt er Romina ihren Ring vor die Nase, den sie verloren hatte oder den ihr die Ferkinas offenbar zuvor abgenommen hatten. "Hier ist dein Wappenring, falls du mal jemand Wichtigerem deine Identität darlegen musst!", flüsterte er ihr ins Ohr. "Den haben die da Vanyas gefunden." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
He da, wie war das? Keiner stellte sie vor, als wäre sie eine Bauernmagd und nicht die Tochter der Caballera de las Dardas. Zaida schmollte und hockte sich beleidigt neben die noch immer wie erstarrte Golshan. Ein Blick zu ihr und sie zwinkerte der Armen aufmunternd zu. | |||
"Ras Ragath ... keine Sorge, wir kommen schon noch an", tuschelte sie ihr leise zu. "Naja, vorausgesetzt, die können sich nochmal irgendwann einigen ...", fügte sie mehr an sich selbst gewandt hinzu. Golshan verstand wohl kein Wort von dem was gesprochen wurde. | |||
Und das einzige was für sie selbst im Moment wichtig war: Schon wieder rauflustige Frauen, die den rechtmäßigen Anspruch der Ehrensteins auf den Ragather Grafenthron infrage stellten. Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Wie leicht wäre es denn, die beiden Streitzigs - und nicht dass es ins Gewicht fiele: sie selbst auch - hier an den Füßen des Gebirges verschwinden zu lassen und es den Ferkinas in die Schuhe zu schieben? | |||
Angespannt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. Das gefiel ihr nun ganz und gar nicht. Hätte sie nur den Mund gehalten, dann wäre man jetzt alleine unterwegs und hätte nicht wieder so amazonenhaftes Gesindel an den Hacken. Sie war auch ein wenig enttäuscht darüber, wie sich die Amazonen hier gaben. Bislang hatten diese doch neben Zahoris und Flusspiraten zu Zaidas geheimen Helden gezählt - naja, Heldinnen in diesem Falle. Aber eine unbewaffnete Frau, die allein schon ob ihrer Haarfarbe gut als Nicht-Ferkina gut zu erkennen war, einfach mit dem Bogen und Tod zu bedrohen, erschien ihr so gar nicht rondragefällig. Mit schmalen Augen verfolgte sie das weitere Gespräch und zog abwesend die Eidechse aus dem Hemd, die sie beim Pilzesuchen gefunden hatte und die ihr nun flink den Arm hinauf wuselte und in ihren wilden Locken verschwand. | |||
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'''Autor:'''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Noch eine von der Sippe, das hatte ihr gerade gefehlt! Kein Wunder ... da half keine Etikette, die da Vanyas waren Rabauken, die alles, was man ihnen an Höflichkeit zuteil werden ließ, gegen einen verwendeten. Romina verzog das Gesicht und wandte sich Gendahar zu. Sie hatte nicht vor, gerade diese Amazone weiter zu reizen und nickte beruhigend. Als sie den Ring sah, atmete sie auf, nahm ihn und schloss die Faust um ihn. | |||
"Danke, Onkel, noch etwas, was wir dieser wilden Familia verdanken." Sie seufzte und dachte an das Rossbanner, dass immer noch sorgfältig gefaltet in ihrem Brusttuch ruhte. Dort war es gut aufgehoben. | |||
"Die Kriegerin sprach von einem Heer, ich hoffe, wenn es Amazonen sind, ist wenigstens eine dabei, die ich noch aus der Knappenzeit kenne." Sie verzog den schönen Mund, ein deutliches Zeichen, dass das hier alles langsam an ihrem Stolz kratzte. | |||
"Na, wir werden sehen, kommt Ihr Onkel, die Familienzusammenführung wird wohl noch etwas dauern." Sie ging zu Zaida und Golshan zurück und ließ sich neben beiden nieder. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Meine Base?", wiederholte Gujadanya ungläubig Richezas Worte und schnickte sich kopfschüttelnd eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Anklagend blickte sie zu ihrem Bruder hinüber und wank diesem, endlich näher zu kommen. | |||
"Mo, vielleicht sagst du deiner neuen Busenfreundin hier, dass wir gar keine Base haben? Jetzt bricht das ganze Lügengebilde endgültig in sich zusammen!" Sie wandte sich wieder an Richeza: "Meine Tante Madalena wurde noch vor meiner Geburt von den Sandfressern ermordet, auch ihre ganze Familie wurde damals von den Ungläubigen niedergemacht. Wie willst du da von ihr abstammen, Lügnerin? Meine Mutter sucht bis heute nach ihren Mördern!" | |||
"Nein, nein, Guja! Sie sagt die Wahrheit!", kam Moritatio nun doch schleunigst zu ihnen herüber, bevor seine Schwester Richeza noch an die Gurgel ging - oder diese ihr. "Ich wusste bis vor zwei Wochen auch nichts von ihr, da sie droben in Kornhammer aufgewachsen ist und nur als Kind ab und an bei uns war, als wir beide noch zu klein waren, um uns an sie erinnern zu können! Sie ist bereits älter, als sie aussieht." Den letzten Satz bereute er schon, gleich nachdem er ihn gesagt hatte. Hoffentlich fasste Richeza das als Kompliment und nicht als Beleidigung auf ... | |||
"Dein Halbbruder hat recht!", mischte sich nun auch Jelissa ein. "Rifada erwähnte damals öfters ein überlebendes Kind ihrer Schwester, als wir uns kennenlernten." Sie steckte ihren Dolch weg und nahm den Helm vom Kopf. "Mein Name ist Jelissa Al'Abastra. Schwertschwester und Seneschallin der Keshal Rondra und dies hier ist meine junge Adjutantin Gujadanya Al'Cumrat, die wir nicht ohne Grund »''die Widerborstige''« nennen." Sie lächelte und klopfte Gujadanya mit fast mütterlichem Stolz auf die Schulter. "Wir haben in der Tat des Nachts ein Signalfeuer auf dem Gipfel des Kalkarif gesehen - wenn auch meiner Erinnerung nach nicht auf dem ''richtigen'' Gipfel - und brachen sofort auf, da dies ein nur Eingeweihten bekanntes Fanal war, dass entweder das Castillo da Vanya oder aber das ganze Vanyadâl in Not sind. Dass wir nur zu Zweit sind, ist dem Umstand geschuldet, dass auch die Keshal Rondra von den Wilden angegriffen wird, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Nur wegen unserer engen Verbindung zu Rifada - sie ist ihre Tochter, ich bin ihre Gefährtin vor Rondra - ließ Königin Ayshal uns beide ziehen. Ich kenne auch deine Knappenherrin", sie blickte Romina-Alba an, "außerordentlich gut, denn Shahane lebte lange Zeit auf unserer Burg und ist bis heute eine enge Vertraute der Königin." | |||
Moritatio hörte der alten Amazone, mit der seine Mutter des öfteren in Brieftauben-Kontakt stand, verwundert zu. Hatte sie ihn gerade "Halbbruder" von Gujadanya genannt? Wahrscheinlich nur eine Verwechslung, sie war ja auch nicht mehr die Allerjüngste. | |||
Gerade als er sie fragen wollte, wie es drunten im Lande zuging und ob es für ihn möglich wäre, mit einem schnellen Pferd unbeschadet durch Selaque und Schrotenstein hindurch bis zum Hofe nach Punin zu gelangen, fasste ihn seine Schwester am Arm und zog ihn offensichtlich für ein Gespräch unter vier Augen ein paar Schritt von den anderen fort, ohne dass sie sich zuvor bei Richeza oder der schönen Grafentochter entschuldigt hätte - aber dergleichen hätte ihn bei Gujadanya sowieso sehr gewundert. | |||
"Sag mal, hast du den Verstand verloren, du ehrloser Trottel?", zischte sie ihm zu, kaum aus der Hörweite der anderen. "Diese Leute sind unsere Feinde! Sie haben uns den Grafenthron gestohlen! Und du reist fröhlich mit zweien von ihnen gemeinsam durch die Lande, als wäre das alles nicht der Rede wert? Täusch' ich mich oder trägt das kleine Miststück sogar deinen Umhang? Das ist doch das Hofjunker-Wappen?" | |||
"Wie? Was? Ja! Nein!", stammelte Moritatio und schüttelte wild den Kopf. "Es ist überhaupt nicht so, wie du denkst! Man muss doch immer freundlich sein und wenigstens im Gebirge zusammenhalten. Immerhin sind wir alle Almadanis und keine Wilden!" | |||
"Das sind keine Almadaner!", stichelte Gujadanya unerbittlich. "Das sind Auswärtige, die sich auf unserem Grund und Boden breitmachen wollen. Was sagt überhaupt unsere wiedergefundene Base dazu?" | |||
Moritatio wurde rot. "Richeza? Wieso ... woher weißt du das mit ihr? Ach so, du meinst ... nein, nein, sie und die Comtessa können sich nicht sonderlich leiden." | |||
Gujadanya nickte - auch wenn sie das Gestammel nicht verstanden hatte: "Vielleicht fließt ja doch das richtige Blut in ihren Adern. Mal sehen, ob auf ihre Treue mehr Verlass ist, wie auf die deinige ..." | |||
Damit wandte sie sich ab und ging wieder zu Jelissa und den anderen hinüber. | |||
Ihre Mentorin beendete gerade ihren Bericht über das, was sie auf ihrem Weg hierher in Selaque erlebt hatten: " ... dasselbe plündernde Landsknechts-Rudel, das schon Alina niedergebrannt und sich dann dort eine Bataille mit den Wilden geliefert hat, trafen wir heute wieder - in Grezzano, einer aufgegebenen Steinbrecher-Siedlung, nicht weit von hier. Wir umgingen das Dorf aber, da unser erstes Aufeinandertreffen mit ihnen nicht allzu freundlich verlaufen war, und schlugen diesen Weg hier ein. Seltsam, dass uns Rifada nicht entgegenkam, wenn sie für Euch Hilfe zu holen gedachte. Sie muss irgendeinen anderen Weg gewählt haben ..." | |||
"Meine Mutter weiß schon, was eine Magnatin in einem solchen Fall zu tun hat!", antwortete ihr Gujadanya darauf, obwohl sie gar nicht die Adressatin von Jelissas Ausführungen gewesen war. "Wahrscheinlich ist sie schon unterwegs zu unserem Castillo, um der verfluchten Elentinerin gehörig in die Suppe zu spucken." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza hatte der älteren Amazone mit einem Ohr zugehört, während sie gleichzeitig versuchte, dem Gespräch zwischen Moritatio und seiner Schwester zu folgen. Alina war also geplündert worden? Das waren gute Nachrichten für ihre Tante, wenngleich sie sich nicht im Entferntesten vorstellen konnte, wer dafür verantwortlich war, wo doch Rifada die letzten Tage mit ihnen in den Bergen unterwegs gewesen war. Vielleicht waren es doch eher Räuber, die auf die rechte Gelegenheit gewartet hatten. Domna Praiosmin schien der Griff um die Vogtei allmählich zu entgleiten. Nun, auch das war gut! Und was noch besser war: Die beiden waren tatsächlich aufgrund des Feuers hier, das sie auf dem Djer Kalkarif entzündet hatte. 'Rondra sei Dank!', dachte sie, von einem plötzlichen wilden Stolz erfüllt, der die seit Tagen anhaltenden Selbstvorwürfe endlich davon fegte. Die Amazonen brachten wahrlich gute Nachrichten! | |||
Sie nickte also zu Jelissas Worten und wandte sich dann Gujadanya zu, als diese wieder zu ihnen trat. "Du hast ein freches Mundwerk, Base", sagte sie lächelnd. "Aber du hast recht: Meine Mutter starb, als ich selbst noch ein Kind war, und ich verdanke mein Leben einem Fieber, das verhinderte, dass ich meine Eltern ... und ... meinen Bruder ... auf ihrer letzten Fahrt begleitete. Meine Tante sah ich das letzte Mal, da war ich höchstens zehn Jahre alt, und Moritatio war noch nicht einmal geboren. Wie er sagte: Bis vor kurzem wusste ich kaum etwas von meiner mütterlichen Verwandtschaft und nichts von euch. In den letzten vierundzwanzig Jahren hat Eure Hohe Mutter sich in Kornhammer nicht blicken lassen, jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern könnte, und ich selbst ... nun, habe sie wohl mit der Zeit ebenso vergessen wie unseren Onkel Lucrann, der kaum mal in Almada zu weilen scheint." | |||
Plötzlich runzelte sie die Stirn. "Du meintest, deine Mutter wäre unterwegs zum Castillo da Vanya? Nun, nein, das ist sie nicht. Aber dann wisst ihr es schon? Dass die Elenterin es überfallen hat und uns... äh... den Besitz eurer Mutter an sich gerissen? Seht ihr: Auch dafür brauchen wir eure Hilfe." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina sah auf, als die ältere Amazone sie ansprach. Sie nickte höflich, doch ihr Gesicht blieb verschlossen. Ihr entging auch nicht, dass die jüngere Amazone Moritatio beiseite nahm und wild auf ihn einschimpfte. Der kurze Blick, den der junge Mann in ihre Richtung warf, sprach Bände. Sie spitzte die Ohren, um mitzubekommen, was Jelissa zu erzählen hatte. Unwohl zog sie die Schultern hoch und suchte ihre paar Habseligkeiten zusammen. | |||
"Onkel, ich glaube, wir sollten unverzüglich nach Grezzano aufbrechen. Mir wäre ein Rudel Landsknechte gerade recht, sie wären für Gold zu haben und könnten uns nach Ragath zurückbringen." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Ein Hund schoss auf die Lichtung, ein großer, grauschwarz gescheckter Hund. Kläffend sprang er an Moritatio hoch, schnüffelte an Gujadanya und der älteren Amazone, lief mit freudigem Schwanzwedeln zwischen den Menschen umher, lief dann auf Zaida zu, sprang sie an und leckte dem sitzenden Mädchen durchs Gesicht, rannte aufgeregt bellend weg, kam zurück, blieb vor Zaida stehen und bellte, wedelte wieder mit dem Schwanz, streckte sich mit erhobenem Hinterteil und weit von sich gestreckten Vorderpfoten vor ihr aus, gab ein zufriedenes Grollen von sich und bellte erneut. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Da sah die Welt doch gleich wieder viel rosiger aus, wenn Raffzahn vor ihr lag und sich begeistert von ihr durchkraulen ließ. Die Aufregung und Freude des Hundes war ansteckend. Abgesehen davon: Raffzahn war hier und die da Vanyaerin nicht. Das machte einen mehr, der jemandem in den Hintern beißen konnte, wenn er Hand an Domna Romina oder Dom Gendahar legte. | |||
Zufrieden walkte sie dem Hund das Fell durch. "Braver Raffzahn, komm, wir sammeln die Pilze für's Essen wieder zusammen...", forderte sie den Hund auf und erhob sich. Freudig trabte ihr das Kalb von Hund nach. Während sie die Pilze wieder aufsammelte - Travia und Peraine hätten es sicher nicht gerne gesehen, wenn etwas Essbares so schnöde verkäme - hielt sie einen guten Blick auf die beiden Amazonen und was sie taten. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahar hatte auf Rominas Worte hin gedankenverloren genickt und hatte dann versucht, weiter dem Gespräch zwischen Richeza und den beiden Amazonen zu folgen. Die jüngere schien erstaunlicherweise ihre Verwandte zu sein - Gendahar hatte etwas wie Großschwester verstanden, aber sein tulamidisch war etwas eingerostet. Von dem Gespräch zwischen Moritatio und dieser 'Guja' verstand er nichts, doch er hegte keine Zweifel, dass es auch um ihn und Romina ging. Moritations unsichere Seitenblicke sprachen Bände. | |||
Söldner in Grezzano? Er war sich nicht sicher, ob das gute Nachrichten waren. Besser als Ferkinas waren Soldlinge allemal. Aber nicht unbedingt viel besser. Natürlich konnten Söldner gekauft werden, doch könnte sie erst in Punin oder Ragath ausgezahlt werden. Die Mercenarios könnten auf den Gedanken verfallen, sie beide als 'Faustpfand' zu behalten, bis die Grafen von Ragath und Yaquirtal ein stattliches Lösegeld entrichteten. Und eine Geiselhaft wollte er Romina ersparen. So oder so mussten sie vorsichtig sein - doch noch länger hier allein durch die Wildnis zu irren, war auch keine Option. Möglicherweise waren es gar die Leute, die Brandil geschickt hatte. | |||
In diesem Moment kam Tsacharias' Hund auf die Lichtung geschossen, zu Zaidas offensichtlicher Freude. | |||
"Wo ist Eure Tante?", sprach Gendahar zu Richeza und wies auf den Hund, wie dieser mit Zaida davon trabte. Richeza schien das Tier erst jetzt zu bemerken, denn sie war noch zu sehr in ihr Gespräch vertieft gewesen. War es ein schlechtes Zeichen, dass der Hund allein zurück gekehrt war? Nun, vermutlich hatte Rifada ihn einfach nur davon gejagt, weil sie sein Kläffen nicht mehr ertragen hatte. | |||
"Vielleicht ist der Hund nur vorgelaufen und sie kommt alsbald hinterher...", ergänzte er. "Indes würde ich sehr gern mehr herausfinden über die Soldaten, die sich in Grezzano aufhalten. Wenn sie das Gut des Junkers von Alina niedergebrannt haben, dürften sie kaum mit Praiosmin von Elenta unter einer Decke stecken, es sei denn, sie hat sich auch mit diesem überworfen. Wir werden uns daher in die Nähe des Steinbrecherdorfes begeben, um sie in Augenschein zu nehmen, bevor sie weiterziehen. Immerhin hatten wir uns dort auch mit Dom Hernán verabredet, vielleicht sind es gar seine Leute?" | |||
Er blickte zu Moritatio, dann wieder zu Richeza. "Kommt Ihr mit oder wollt ihr auf Domna Rifada warten? Andernfalls könnten wir ihr eine Nachricht hinterlassen, wenn sie sich nicht ohnehin denkt, wohin wir gegangen sind." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza blickte zu dem Hund, der mit Zaida auf der Wiese herumtollte. Kein Zweifel, es war Raffzahn, der Hund des alten Heilers. Nur: Wo war ihre Tante? | |||
"Wir sollten noch ein wenig warten, sie kann nicht weit sein", antwortete sie Gendahar. "Es wäre nicht richtig, jetzt zu gehen." Sie deutete auf die tiefstehende Sonne. "Es wird bald dunkel. Unmöglich, Grezzano noch im Hellen zu erreichen, wenn es zehn Meilen sind, wie der Alte sagte. Ich möchte mich ungern nachts hier im Wald verirren. Außerdem: Wo ist der Krähenfreund? Ohne ihn kann ich nicht gehen. Zumal meine Tante denken wird, wir seien zur Hütte seiner Schwester unterwegs, und wenn ich mich nicht täusche, liegt die nordwestlich von hier, Grezzano aber im Nordosten. Wir würden uns verpassen. Wenn Ihr es für richtig haltet, in dieser Nacht noch alleine aufzubrechen, Streitzig, so kann ich Euch nicht aufhalten, aber ich kann hier nicht weg, nicht ohne den Alten. Es kann nicht lange dauern, bis meine Tante wiederkehrt", sagte sie bestimmt. | |||
Wenn sie sich nur wirklich so sicher sein konnte, wie sie sich gab! Was, wenn ihr etwas zugestoßen war? 'Unsinn!', schalt sich Richeza. Als wenn sich ausgerechnet Rifada nicht zu wehren wüsste. Andererseits: Was, wenn sie einer Patroille der Elenterin in die Arme gelaufen war? Gegen ein Dutzend bewaffneter Soldaten konnte sie allein auch nicht viel ausrichten. | |||
Unruhig sog die Edle an ihrer Unterlippe, horchte zum wiederholten Male in den schattiger werdenden Wald hinein. Vogelgesang. Das Rascheln kleiner Tiere. Sonst nichts. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Noch ist es ja nicht Nacht und ich habe auch nicht vor, im Dunkeln im Wald herum zu laufen. Wir könnten soweit gehen, wie wir schaffen. Dann ist es morgen früh nicht mehr so weit. Dieser Rastplatz ist gut, aber so sicher ist er offenbar auch wieder nicht." Er nickte zu den Amazonen." Immerhin haben Eure Freundinnen uns auch gefunden. Es sollte sich noch ein anderer Ort finden lassen." | |||
Er blickte in die Ferne, dorthin, wo Grezzano sein musste. "Zehn Meilen hat Tsacharias gesagt? Ja, in der Tat, wo ist er überhaupt? Vorhin saß er noch noch ruhig auf dem Felsen dort drüben. Aber ich schätze mal, Zaida und der Hund werden ihn schon aufspüren." | |||
Er bemerkte Richezas Miene, deren Besorgnis sich nur durch ihren unsteten Blick verriet. Seufzend setzte er sich wieder auf einen Stein. "Bis sie zurück sind, können wir ohnehin nicht los. Nun gut, warten wir auf Rifada, weit kämen wir heute wohl nicht mehr." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Eine Stunde mochte vergangen sein, seit der Hund zurückgekehrt war, vielleicht auch mehr. Die Sonne war tief im Westen hinter dem Eisenwald versunken, ein letzter roter Streifen schwand allmählich dem Nachtblau. Bald würde es dunkel sein. | |||
"Ich verstehe das nicht", sagte Richeza zu Gujadanya. "Deine Mutter wollte bis zum Abend hier sein. Der Hund ist ihr hinterhergelaufen. Er ist schon längst wieder hier, sie aber nicht. Das gefällt mir nicht. Wir ..." | |||
"Richeza!", unterbrach sie Praiodors schwache Stimme. | |||
"Ähm ... entschuldigt mich!" Richeza ging zu dem Jungen hinüber und hockte sich neben ihn. | |||
"Richeza, wo ist meine Mama? Ich habe Angst! Wo ist sie?" | |||
Die Edle blickte in die großen, grünen Augen ihres Vetters und schluckte. Richeza warf dem Streitzig einen verzweifelten Blick zu, der vor dem Höhleneingang auf einem Stein sah und zu ihr herübersah. Sie konnte es dem Jungen nicht sagen. Sie konnte nicht. | |||
"Ihr ist doch nichts geschehen, oder?", fragte Praiodor, der ihren Blick bemerkt haben musste. | |||
"Bestimmt nicht. Mach dir keine Sorgen!", lächelte Richeza und streichelte seine Wange. "Sie ist gewiss Hilfe holen gegangen, als die Hapyien dich gefangen hatten." | |||
Praiodor sah sie zweifelnd an. | |||
"Schau, du weißt doch, wie tapfer deine Eltern sind. Dein Vater war ein Held. Er ist für Almada gefallen, das weißt du doch. Sie haben ihn den Novadischlitzer genannt, er hat es den Heiden ordentlich gezeigt. Und deine Mutter ... ist doch auch so tapfer." Sie legte alle Überzeugungskraft in ihre Lüge und das Lächeln und schämte sich dafür. "Sie lässt sich nicht kleinkriegen, ja?" | |||
Er schien sich zu beruhigen, schmiegte seine Wange in ihre Hand. Wieso fielen Lügen nur manchmal leichter als die Wahrheit, dachte Richeza. Wie hatte ihr Großvater ihr beigebracht, dass ihre Eltern nie mehr wiederkehren würden? Sie erinnerte sich nur noch vage. Es war ein goldener Herbsttag gewesen. Er hatte sich am Morgen zu ihr ans Bett gesetzt. Ihr gesagt, ihre Eltern hätten eine lange Reise angetreten. | |||
''Ich weiß doch, ins Horasreich, Großvater!'', hatte sie gesagt. | |||
Nein, hatte er gesagt, sie waren noch weiter gereist. Er hatte ihr erklärt, weil ihre Eltern einander so lieb gehabt hätten, hätte Rahja beschlossen, ihnen einen Platz in ihrem Zelt zu verleihen. Dort sollten sie für die Göttin tanzen, und es werde ihnen gut dort gehen. Richeza würde verstehen, dass man die Einladung einer Göttin nicht ausschlagen dürfe. | |||
Richeza hatte entrüstet gefragt, warum ihre Eltern den kleinen Alondo hatten mitnehmen dürfen und sie nicht. Es sei ungerecht, dass sie, die doch bei ihrer Großmutter tanzen lernte, nicht auf das Fest dürfe, und Alondo, der nur ein Säugling war und nicht einmal laufen konnte, schon. | |||
Großvater hatte ihr später die Sterne gezeigt und das Sternbild der Stute. Dort, hatte er gesagt, stünde Rahjas Zelt, und ihre Eltern lächelten von dort auf sie herab. Mit dem Segen der Göttin würden sie stets auf sie achtgeben können, dass sie ein glückliches Leben führen könne. | |||
Richeza war nicht nur von ihren Eltern enttäuscht gewesen. Es war das erste – und nicht das letzte - Mal, dass sie sich von Rahja verraten gefühlt hatte. Ob sie geweint hatte? Bestimmt. Später. Als sie allmählich verstanden hatte, dass Großvaters Geschichte nicht der Wahrheit entsprach. Seltsam, er war ihr immer als mutiger und kluger Mann erschienen, aber er hatte es nicht fertig gebracht, ihr die Wahrheit zu sagen, bis sie ihn selbst darauf angesprochen hatte. | |||
Und sie schaffte es nicht, Praiodor die Wahrheit zu sagen. Und ihre Lügen waren kein bisschen besser. | |||
Richeza bemerkte Krähenfreund, der aus dem Wald auf die Lichtung trat und Zaida einige Tücher reichte, in denen er Beeren, Nüsse und Wurzeln gesammelt hatte, und eine Kalebasse, die mit einem Wachskorken verschlossen war. Dann kam er herüber. Er lächelte Richeza an und dann Praiodor. | |||
"Geht es dir besser?", fragte er. | |||
Der Junge nickte zögernd. | |||
Der Alte sah Richeza an. "Ich glaube, jetzt ist es eine gute Zeit, mit ihm zu sprechen - was meinst du, Praiodor, magst du dich ein wenig mit mir unterhalten?" | |||
Wieder nickte der Junge. | |||
"Macht ein Feuer in der Höhle", sagte Krähenfreund zu Richeza. "Dort wird man es nicht so leicht entdecken." Es war eine unmissverständliche Aufforderung. Richeza stand auf. "Setze dich ein wenig zu mir, Praiodor." Zu Richezas Erstaunen richtete Praiodor sich auf und lehnte sich an die Wand, die Beine im Gras ausgestreckt. Tsacharias setzte sich neben ihn. "Ich habe Preiselbeeren und Blaubeeren gefunden. Ob du die wohl magst?" | |||
Richeza wandte sich ab und ging an dem Thangolforster vorbei in die Höhle, um das gewünschte Feuer zu entzünden. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina hatte nur sehr widerwillig eingesehen, dass es jetzt zum Aufbrechen zu spät war. Wo war nur die Zeit hin? Sie hatte etwas von Rotpüscheln gemurmelt und war zusammen mit Golshan zwischen einigen Felsen verschwunden. Doch anstatt mit der Wilden jagen zu gehen, erklomm die Grafentochter einen größeren Felsen und setzte sich drauf. Sie hatte keine Lust auf weitere Anfeindungen, außerdem lösten sich langsam die Anspannungen und ließen ihre Nerven blank zurück. Sie musste sich beruhigen, noch war man nicht in Sicherheit. | |||
Sie schaute zurück zu den anderen, die unterhalb von ihr lagerten. Am liebsten würde sie weglaufen. Kurz schlich sich der Gedanke ein, es zu bereuen, dass sie ''seine'' Hand nicht genommen hatte. Weg von allem ... von der Plicht, eine gute Tochter zu sein, eine Streitzig und eine Ehrenstein ... zu heiraten, wen man für sie aussuchte ... | |||
Sie ließ den Blick über die Felsen und Hänge gleiten. Sie würde nicht gehen, da waren Gendahar ... obwohl der gerade mal wieder nur Augen für diese unmögliche Richeza hatte ... und vor allem die kleine Zaida. Und Golshan, ohne die sie noch in dem Ferkinazelt wäre. Sie atmete tief durch, tastete nach dem Banner und fing leise an zu beten. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Von aller Aufmerksamkeit befreit und dafür vom jetzt wieder tapferen Raffzahn begleitet, hatte sich Zaida unauffällig ein wenig von der Gruppe abgesetzt. Domna Romina war mit Golshan ein wenig abseits, alle anderen waren beschäftigt, also beschloss sie, sich nützlich zu machen. Abgesehen davon, hielt sie es auch nicht mehr mit dieser geladenen Stimmung aus. | |||
Da hockten einem die Ferkinakken im Rücken, und Amazonen und Yaquirtaler hatten nichts anderes im Kopf, als Stunk unter den eigenen Landsleuten zu machen. | |||
"Na gut, vielleicht sind die Amazonen auch keine Landsleute, na wenigstens diese eine, diese Alabasterine nicht", legte sie Raffzahn dar, der sie anschaute und aufmerksam die Ohren hob. "Da denkt man, das Schlimmste läge hinter einem, und dann muss man sich Sorgen machen, dass einem der eigene Landsmann - naja Landsfrau - in den Rücken fällt." | |||
Energisch stampfte Zaida weiter, den ratlos dreinschauenden Raffzahn an der Seite. Auch wenn sie wusste, dass es Tsacharias nicht gerne sah, hatte sie vorhin einige selbstgeflochtene Schlingen ausgelegt. Mit ein bisschen travia- und phexgefälligem Glück, hing schon ein fetter Rotpüschel darin. | |||
Kaum eine halbe Stunde später trat Zaida wieder aus dem Buschwerk, triumphierend ein Rotpüschel über der Schulter tragend. Ha, das musste sie Pashkir sagen, wenn sie den Zahorijungen wiedertraf, der ihr das Schlingenlegen gezeigt hatte. Auffordernd patschte sie Raffzahn auf das Hinterteil, der daraufhin freudig hechelnd auf die Gruppe zuhielt. Sie selbst steuerte als erstes die Comtessa an, um ihr den Fang zu zeigen. "Schaut mal", drängte sie sich zu ihr und Golshan. "Ich hab was für unser Abendessen gefangen!" Stolz hielt sie den beiden Frauen den Hasen vor die Nase. "Ich nehm ihn noch schnell aus, dann können wir ihn über das Feuer hängen?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancurias]] | |||
Der Thangolforster hatte das Gespräch zwischen Krähenfreund und Richeza mit einem Ohr verfolgt und als Letztere an ihm die vorbei in die Höhle ging, wollte er fragen, ob sie Hilfe benötigte. Doch sie hatte nach dem Eintreffen der Amazonen wieder die Maske einer veritablen da Vanya aufgesetzt und vermied es, ihn anzuschauen. Nun, es sollte ihm recht sein. Er hatte ohnehin den Eindruck, dass man nun den Alten und den Jungen besser alleine ließ. | |||
Er richtete sich auf und sah Romina vor der Abendsonne auf einen Felsen sitzen. Er spürte den Drang, sie zu beschützen, alles Übel Deres von ihr abzuwenden. Sie war doch vor kurzem noch eine junge Knappin gewesen! Er schüttelte den Gedanken sofort wieder ab und schalt sich einen Narren. Sie war nun eine Ritterin. Er selbst war schon gegen die Orken geritten, als er noch jünger gewesen war als sie ... Wurde er alt und sentimental? Sie war die einzige seiner Nichten, für die er eine väterliche Zuneigung verspürte; bei ihren Schwestern war er selbst noch zu jung dafür gewesen - oder hatte sich für zu jung gehalten. | |||
Langsamen Schrittes begab er sich in ihre Richtung. Ruhe legte sich über das Lager; selbst die Amazonen suchten sich eine Ruhestatt. Richeza kam noch einmal kurz aus der Höhle, wohl um noch mehr Zweige zu sammeln und sprach kurz mit Moritatio und den beiden Kriegerinnen aus den Bergen. Er sah, wie sie Proviant aus den Händen der älteren Amazone erhielt und noch einige Worte mit der jüngeren wechselte. Gendahar spürte mit einem Mal, wie hungrig er selbst war. Er erklomm Rominas Felsen und sah, dass sich ihre Lippen im Gebet bewegten. | |||
In diesem Moment kam Zaida aus dem Gebüsch und zeigte stolz, dass Firun ihr hold gewesen war. Auch Golshan war hier oben. | |||
"Gut gemacht, Zaida. Ohne dich wären wir längst verhungert", sagt er augenzwinkernd und wurde plötzlich ernst. ''Und ich würde sowieso bereits in dem Tal verrotten, wo die Ferkinas unsere Leute hingemetzelt haben'', fuhr es ihm durch den Kopf, behielt dies aber für sich, denn er wollte nicht die Stimmung durch diese düstere Erinnerung verderben. Er dachte kurz nach. "Richeza macht gerade ein Feuer in der Höhle dort unten. Draußen wäre es zu auffällig. Du kannst sie fragen, ob du den Hasen dort braten kannst - eigentlich zündet sie es aber für Krähenfreund an, der sich den Jungen anschauen und mit ihm reden will und dafür aus irgendeinem Grund ein Feuer braucht ... er sollte dabei nicht gestört werden. Notfalls müssen wir warten oder das Tier roh essen", fügte er hinzu, auch wenn ihm der Gedanke überhaupt nicht behagte. | |||
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'''Autoren:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]], [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Stolz strahlte Zaida Dom Gendahar an und machte sich einige Schritte abseits sogleich daran, den Hasen abzuziehen und auszunehmen. Mit dem Dolch war das nicht so einfach wie mit einem ordentlichen Jagdmesser, sodass der Pelz danach hinüber war, aber Hauptsache das Fleisch war unversehrt. Mit leisen Lockrufen rief sie Raffzahn wieder zu sich, dem sie die Innereien - abgesehen von Herz und Leber - verfütterte. Mit wenigen Handgriffen hatte sie sich einen passenden Ast gesucht und mit Hilfe des Dolches angespitzt. Das müsste notdürftig reichen, das Nichtmehrlangohr über das Feuer zu hängen. | |||
Den ausgenommenen Hasen an den Hinterläufen haltend, trat sie wieder zur Gruppe hinzu. Und sah dann von einem zum anderen. Domna Romina, zu der sie noch immer aufsah wie zu einer strahlenden Heldin, jetzt noch mehr, nach dem was man zusammen erlebt hatte. Dom Gendahar, den sie doch eigentlich noch hatte fragen wollen, ob er ihr vielleicht irgendwann den einen oder anderen Trick in der hohen Fechtkunst verraten würde? Und Golshan, der es jetzt, weit weg von den Wilden, die ihre Frauen so schlecht behandelten, sicher besser ging. | |||
Da konnte man gleichermaßen erleichtert sein, endlich aus dem Gebirge heraus und kurz vor der Sicherheit, einem Badezuber und sauberer Kleidung zu stehen und doch melancholerisch oder wie das hieß, weil irgendwann in absehbarer Zeit die Wege auseinander führen würden. Ha, wenn sie nur ein paar Jahre älter wäre, dann würde sie hier keine Rotpüschel jagen, sondern versuchen, den bestaussehendsten Fechter ganz Almadas zu erlegen! Immer war man zu jung für die spannenden Sachen ... | |||
Mädchenhaft blinzelnd verbarg sie ihre Gedanken, als sie sich an Dom Gendahar wandte: "Ob ich wohl mal zum Höhleneingang gehe und frage, ob wir nur kurz den Hasen über das Feuer ...?" | |||
"Frag' ruhig", sagte Gendahar lächelnd. "Aber sei nicht enttäuscht, wenn es gerade nicht passt. Keine Ahnung, wozu der Alte das Feuer benötigt und ob ihm da ein Rotpüschel reinpasst." | |||
Den Rotpüschel an den Hinterläufen vor sich her tragend, schob sie sich an den Amazonen und Moritatio vorbei und spähte vorsichtig in die Höhle hinein. Ein Blick auf Tsacharias, der sich tröstend um den Jungen kümmerte, überzeugte sie davon, jetzt besser nicht zu stören. Stattdessen versuchte sie vorsichtig, mit wenigen Handzeichen wenigstens Richeza kurz auf sich aufmerksam zu machen. Roher Hase erschien ihr wahrlich nicht sehr appetitlich ... aber stören wollte sie auch nicht. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina hatte indes ihr Gebet beendet. Sie sah auf. | |||
"Onkel Gendahar", sie wartete, bis er sich ihr zuwandte. "Ich würde gerne noch ...", sie brach ab, forschte in der Miene des geliebten Oheima. Er hatte immer Zeit für sie gehabt, war ihr erster Fechtlehrer gewesen, und sie hatte gedacht, dass sie auch als Knappin bei ihm lernen dürfte, doch Vater ... oder Mutter ... oder Großvater ... hatten das nicht gewollt. Sie hatte nie ernsthaft nachgeforscht, warum. | |||
Da war der Verdacht, dass man dachte, der Lebemann könne sie auf dumme Gedanken bringen. Dabei war er es immer gewesen, der sie vor dem Gehabe der Männer gewarnt hatte, er hatte ihr beigebracht, wo und wann sie den Riegel vorschieben musste. In der Knappenschaft hatte sie ihn neben ihrer ältesten Schwester am Schmerzlichsten vermisst. Aber auch danach hatte man nur wenig Zeit miteinander verbracht. | |||
Sie nahm seine Hand und lächelte zu ihm hoch. | |||
"Danke, dass du nach mir gesucht hast, ''Tiolito''", sie wurde leise, wie immer, wenn sie die Etikette fallen ließ. "Danke, dass du noch lebst, ich werde der kleinen Zaida jeden Gefallen erweisen, den sie haben will, egal, was ich dafür tun muss. Sie hat mir einen der wertvollsten Menschen erhalten, die ich habe." Ihre Augen glänzten feucht, doch ihr Lächeln war strahlend, dem selten gewordenen Lächeln ihrer Mutter so ähnlich. Früher wäre sie ihm bei solchen Worten noch um den Hals gefallen, doch seit der Knappenschaft war sie zurückhaltend geworden, ja, fast zu beherrscht für eine Streitzig. Ihre Mutter war so stolz auf die Lobesworte der Südpforter Gräfin gewesen, doch Romina hatte an Lebensfreude verloren. Sie legte den Kopf schief, ihr Lächeln wurde verlegen. | |||
"Vielleicht sollten wir auch zurückgehen und schauen, ob der Hase schon brät." Sie ließ seine Hand los und strich sich unwohl das verfilzte Haar zurück. Sie musste schrecklich aussehen und plötzlich war es ihr nicht mehr egal. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Auch die beiden Amazonen banden ihre Pferde an einen Strauch am Rande der Höhle. "Wenn Rifada tatsächlich mit Euch zusammen aus dem Gebirge zurückgekehrt ist, dann macht es auch keinen Sinn, dass wir noch weiter hinaufreiten und nach ihr suchen!", erklärte die alte Jelissa Richeza ruhig und kramte in ihren Satteltaschen. "Wie unhöflich von uns - ihr müsst alle hungrig sein! Leider gehen auch unsere eigenen Rationen zur Neige, da wir uns in Selaque weitaus schlechter nachproviantieren konnten, als man es eigentlich in zivilisierten zwölfgöttlichen Landen erwartet. Aber dennoch - hier nehmt!" | |||
Sie zog drei weitere Streifen gepökeltes Trockenfleisch aus ihrer Satteltasche und zerschnitt es mit dem Krummdolch in mehrere Stücke. "Meine Gefährtin und ich werden heute Nacht abwechselnd Wache halten. Ruht ihr euch erst einmal aus!" Ihre befehlsgewohnte Stimme machte klar, dass sie darüber keine Diskussionen wünschte. | |||
Gujadanya zog eine Augenbraue in die Höhe, nahm dann aber ebenfalls eine harte Dauerwurst aus ihrer Satteltasche und hielt sie Richeza vor die Nase. "Iss, Cousine! Da ich die erste Nachthälfte übernehmen werde, hast du vor deinem Einschlafen noch kurz Zeit, mir irgendetwas aus deinem Leben zu erzählen. Wer weiß schon, ob wir beide uns später noch einmal wiedersehen ..." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Aus meinem Leben?", fragte Richeza kauend, während sie mit einem Stock in der Glut herumstocherte, um das Feuer in Gang zu bringen. Sie musste sich beherrschen, Wurst und Fleisch nicht herunterzuschlingen, so hungrig war sie. Abwesend schaute sie in die Flammen, dann sah sie Gujadanya direkt an und lachte. "Base, mein Leben währt schon gut fünfunddreißig Götterläufe. Wie soll ich es da in einer halben Stunde zusammenfassen?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Gerade hatte Richeza begonnen, ihrer Base von ihrer Suche nach Praiodor und dessen Mutter und von Domna Praiosmins Überfall auf das Castillo da Vanya zu berichten, als Zaida mit dem abgezogenen Kaninchen hereinkam. Richeza nickte ihr zu und machte Platz am Feuer, damit das Mädchen seinen Stock über die Flammen halten konnte. | |||
Kurz darauf betraten Tsacharias und Praiodor die Höhle. Zu Richezas Erstaunen lief der Junge selbst: wackelig zwar und hinkend ob seines verwundeten Beins, auf den Arm des alten Mannes gestützt, den Blick angestrengt auf den Boden geheftet, doch er lief. Richeza konnte sich nicht erinnern, ob sie ihren Vetter in den letzten Jahren überhaupt je hatte laufen sehen. Andererseits: Domna Fenia hatte ihn gewiss nicht ins Gebirge getragen. | |||
Tsacharias ließ den Jungen sich nahe des Feuers niederlegen, ging dann nach draußen und kehrte mit seinem Bündel zurück, aus dem er einen kleinen Eisentopf mit Henkel und seine Kalebasse nahm. Er füllte den Topf mit Wasser, legte allerlei Kräuter hinein und stellte ihn am Rand des Feuers über die Glut. | |||
Richeza wandte sich wieder ihrer Base zu, erzählte von der Gefangennahme Domna Rifadas und wie die anderen aus dem Bergfried entkommen waren. Mit nur wenigen Worten berichtete sie, dass sie ein Feuer irgendwo auf dem Djer Kalkarif gemacht hatte und dass sie später zusammen mit Domnatella Romina auf Gujadanyas Mutter gestoßen seien. Oder vielmehr umgekehrt, diese sie und zuvor den Jungen gefunden habe. Von der unrühmlichen Gefangennahme durch den Elentinischen Bastard sagte sie nichts, betonte stattdessen Rifadas Heldenmut, mit dem sie sich dem Dutzend Ferkinas allein entgegengestellt hatte. Noch immer hatte sie das Bild vor Augen: Ihre Tante, erhellt von einem Sonnenstrahl, der durch die Wolken brach, die blutige Klinge furchtlos erhoben. | |||
Sie schwieg einen Moment - und dann war das Essen fertig, und der Geruch nach gebratenem Fleisch, Pilzen, Wurzeln und Beerensauce ließ sie alle Worte vergessen. Bald saß die kleine Gruppe schweigend am Feuer, aß und trank. Selbst mit den Kräutern, Nüssen und Beeren des Alten war es wenig, was für jeden übrig blieb, aber es reichte, um den Magen für eine Weile zu beschäftigen. | |||
Richeza bedankte sich bei dem Mädchen für Fleisch und Pilze und beendete ihren Bericht für Gujadanya mit dem kurzen Hinweis, dass 'Praiosmins Bastard' ihnen Ärger im Gebirge gemacht habe, dass man aber Dank der Hilfe des Alten nun sicher an diesen Ort gelangt sei und Domna Rifada vor einigen Stunden losgezogen sei, um Helfer aus ihrem Gesinde zu holen, das sie in einer Hütte auf einer Bergweide am Rand der elentinischen Ebene zurückgelassen hatte. | |||
Inzwischen war es dunkel geworden. Nach und nach legten sich alle zur Ruhe. Nur Gujadanya setzte sich vor der Höhle auf einen Stein, um die erste Wache zu übernehmen, und Tsacharias saß mit verschränkten Beinen an der Höhlenwand, die Augen geschlossen. | |||
Richeza konnte nicht schlafen, stand auf und setzte sich neben ihn. "Entschuldigt", flüsterte sie. Er sah sie an. "Was ist nun mit dem Jungen? Könnt Ihr ihn gesund machen?" | |||
Seine braungrünen Augen strahlten eine Ruhe aus, die Richeza verunsicherte. "Nein", sagte er schließlich. | |||
"Was: nein?", fragte Richeza entgeistert. "Soll das heißen - er stibt?" | |||
"Alles, was lebt, strebt dem Tod entgegen", sagte er nach einer Weile. "Ich kann dem Jungen helfen, auf einen Pfad zu finden, der zurück ins Leben führt, zu Freude und Wohlbefinden. Aber Heil und Gesundheit kann er nur alleine finden." | |||
Richeza runzelte die Stirn. "Ich dachte, Ihr wärt ein Heiler?", wisperte sie ungehalten. | |||
"Ich bin ein einfacher Diener Tsas", erwiderte er. "Ich kann Eurem Vetter helfen, das Vergangene und das Zukünftige loszulassen und das Bestehende anzunehmen. Ich kann ihn begleiten auf dem Weg zu Frieden und Gelassenheit." | |||
"Was redet Ihr da für einen Unsinn?", zischte Richeza. "Er ist krank! Wenn es ihm besser geht, wird er schon genug Frieden und Gelassenheit finden, glaubt mir! Ich will, dass Ihr ihn heilt!" | |||
Die dunklen Augen verrieten seine Gedanken nicht. "Heilung bedeutet, das Unabänderliche anzunehmen und so Veränderung zu ermöglichen." | |||
Richeza knirschte mit den Zähnen. "Und dann geht es ihm besser, ja? Und wie lange dauert das: dieses Wandeln auf dem Pfad zum Frieden?" | |||
"Vielleicht ein Jahr. Vielleicht zwei. Vielleicht ein Leben." | |||
Die Edle schnappte nach Luft. "Seid Ihr irre? Ein Jahr? Glaubt Ihr, ich habe nichts anderes zu tun, als mich jahrelang um einen kranken Jungen zu kümmern? Ihr Götter! Ich dachte, Ihr könntet ihm helfen!" Resigniert lehnte sie sich an die Wand. | |||
"Es macht Euch keine Freude, für ihn zu sorgen und doch sorgt Ihr Euch." | |||
Schweigen. | |||
"Ich kann ihn der jungen Göttin anempfehlen, sie bitten, die Last von ihm zu nehmen, die ihn schwächt." | |||
"Dann macht das. Ich bitte darum! Das heißt ... wie lange dauert das?", ergänzte sie. Sie konnte seinem Blick nicht standhalten, sein Schweigen machte sie ganz verrückt. "Tut es", sagte sie. "Bitte! Ich will doch nur, dass er schnell wieder gesund wird. Dass er frei ist von Kummer. Dass aus ihm der Junge wird, auf den sein Vater stolz wäre. Helft ihm, wenn Ihr könnt, ja?" | |||
Sie stand auf, floh vor seinen Augen, die bis ins Innerste ihrer Seele zu blicken schienen, Fragen stellten, auf die sie nicht antworten wollte, Antworten gaben, die Fragen aufwarfen, vor denen sie sich fürchtete. Tsacharias schloss die Augen und legte die Handrücken auf die Knie, als wäre nichts gewesen. Richeza ging nach draußen. Gujadanya war aufgestanden, um die Pferde abzusatteln. Richeza setzte sich auf den Stein, auf dem der Streitzig am früheren Abend gesessen hatte und blickte in den klaren Nachthimmel, an dem nach und nach die Sterne hervorkamen. | |||
* ''Die Geschichte wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 20|Schauplatz: Raschtulswall, Teil 20]]'' | |||
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