Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 08: Unterschied zwischen den Versionen

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"Nur eine Edle aus Kornhammer?", wiederholte Morena von Harmamund spöttisch und gab ihrem Schergen einen Wink, Richeza auf die Füße zu zerren. "Wie mir zu Ohren kam, trägt sie seit geraumer Zeit stolz ihren Mutternamen." Morenas Augen funkelten böse. "Aber wenn sie nur eine Edle aus Kornhammer ist, die nichts mit unserer Querella zu tun hat, so werdet Ihr gewiss nichts dagegen haben, wenn sie eine Weile zu Gast auf unserem Castillo ist. – Domna Richeza!", wandte sie sich an diese, die, die Klinge am Hals, stumm geradeaus starrte, "Ihr seid von Herzen eingeladen. Du da!", rief sie alsdann einem der Bauern zu, die sich vorsichtig nah ihrem Karren herumdrückten. "Lass' unsere Pferde holen, aber ''rapido''!"
"Nur eine Edle aus Kornhammer?", wiederholte Morena von Harmamund spöttisch und gab ihrem Schergen einen Wink, Richeza auf die Füße zu zerren. "Wie mir zu Ohren kam, trägt sie seit geraumer Zeit stolz ihren Mutternamen." Morenas Augen funkelten böse. "Aber wenn sie nur eine Edle aus Kornhammer ist, die nichts mit unserer Querella zu tun hat, so werdet Ihr gewiss nichts dagegen haben, wenn sie eine Weile zu Gast auf unserem Castillo ist. – Domna Richeza!", wandte sie sich an diese, die, die Klinge am Hals, stumm geradeaus starrte, "Ihr seid von Herzen eingeladen. Du da!", rief sie alsdann einem der Bauern zu, die sich vorsichtig nah ihrem Karren herumdrückten. "Lass' unsere Pferde holen, aber ''rapido''!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Arbeite weiter!", befahl nun Rifada in ihrer keinen Widerspruch duldenden Donnerstimme dem armen Bauern, der sich gerade auf den Weg machen wollte. "Sie brauchen ihre Pferde nicht!"
Sie kam bedrohlich noch einige Schritte näher an Morena und ihre beiden Schergen heran. "Ihr verkennt den Ernst der Lage, Rinderzüchterin! Sie geht nirgendwo hin und Ihr selbst noch viel weniger - es sei denn, Ihr werdet vom Hof getragen!"
"Rifada! Domna Morena!", rief nun Belisetha aus dem Hintergrund mit ihrer dünnen, aber doch klar verständlichen Stimme dazwischen. "Können wir diese unselige Fehde zwischen unseren beiden Häusern, die schon so viel Leid über uns alle gebracht hat, nicht wie moderne und kultivierte Menschen im Gespräch in ein Einvernehmen und eine beiderseitige Anerkennung der Besitzungen des anderen verwandeln? Muss denn noch mehr Blut vergossen werden, nur um eines alten Zerwürfnisses willen?"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
"Die Pferde! Oder du hast die längste Zeit Harmamunder Land bestellt!", herrschte Morena den Landmann an, der Hals über Kopf in den Stall flüchtete. "Und Ihr: Nur einen Schritt noch, Vanyadâlerin, und Ihr könnt dem alten Kornhammer Vogt erklären, warum sein liebstes Enkeltöchterlein in einer Querella starb, die sie doch ach so wenig betraf!"
Wie, um die Worte seiner Herrin zu unterstreichen, drückte der Soldat das Rapier fester gegen Richezas Kehle, die Haut riss, und ein Blutstropfen rann aus dem feinen Schnitt über ihren Hals und in den Kragen des Wamses.
Der Bauer kehrte mit einer Stallmagd und drei Pferden zurück, die sie auf einen Wink der Harmamund hin zum Tor führten. Morena und ihr zweiter Soldat saßen auf, während Giordan Cronbiegler ihnen langsam folgte, die Klinge an Richezas Hals und immer in sicherem Abstand zu Rifada, die er nicht aus den Augen ließ.
Belisetha folgte dem Geschehen mit weit aufgerissenen Augen und vor Anspannung zitternden Händen. "Ich beschwöre Euch, Domna Morena", rief sie, als der Bauer das Tor aufzog, "lasst meine … Domna Richeza hier, sie hat Euch nichts getan! Lasst sie hier, Domna Morena, oder es wird Tote geben, auf beiden Seiten! Seid doch vernünftig! Ihr kennt meine Nichte nicht, Ihr würdet keine drei Meilen weit kommen, sie würde Euch unerbittlich jagen, was für ein sinnloses Gemetzel das wäre, Domna, ich appelliere an Eure Klugheit: Lasst es sein, bei Boron, bei unseren gemeinsamen Ahnen, die sich im Grabe umdrehten, wenn sie uns heute sähen!"
Morena starrte die alte Junkerin aus kalten Augen an, wechselte dann einen Blick mit Cronbiegler, dem sie unmerklich zunickte. In dem Augenblick, in dem er nach dem Zügel seines Pferdes griff und für einen Moment die Klinge sich von Richezas Hals löste, schnellte die Vanyadâlerin vor, doch der Soldat, mehr als zwanzig Jahre jünger als Rifada da Vanya, sprang beiseite, Richezas Schulter noch immer umklammert, und der Hieb, der einem Langsameren den Schädel zertrümmert hätte, ging ins Leere.
Cronbiegler stieß Richeza der Vanyadâlerin entgegen, sprang in den Sattel, und noch während Richeza sich taumelnd am Arm ihrer Tante festzuhalten versuchte, waren die Reiter zum Tor hinaus.
"Gnade uns Boron!", rief Belisetha bebend aus. "Kind, bist du verletzt?"
Richeza legte die Hand an ihre Kehle, über die noch immer ihr Blut rann, und starrte, schreckensstarr und bleich auf die dunkle Toröffnung, durch die im Licht der Laterne Schnee herein wirbelte, während die Hufschläge auf dem Karrenweg rasch verklangen.