Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 25: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
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'''Im Weiler Grioli nahe Quazzano; immer noch Nachmittag'''


Der Condottiere grinste in sein Weinglas "Ihr habt Glück, Domna,  wir sind soeben aus der Südpforte zurück gekehrt, wo wir unter der [[Marschall_Almadas|Marschallin]] [[Gerone vom Berg|Gerone]] [[Dâl]] von den Heiden befreit haben. Aufgrund der Jahreszeit müsste ich wohl nun ein Banner auflösen. Darum und weil mir Euer Anliegen zusagt denke ich wir können uns darauf einigen, dass Ihr nur die Kosten für ein Banner tragt. Allerdings gilt dies nur für das Fußvolk. Sappeure und Geschützexperten, so Ihr denn welche benötigt, nehme ich selber nur nach Bedarf unter Contract. Aber mein geschätzter Freund Dulgon, Sohn des Golon, weilt noch in der Stadt mit seinen Angroschim. Einen besseren Experten für Belagerungen werdet Ihr lange suchen müssen, allerdings haben seine Dienste ihren Preis. Doch sie sind jede Unze Gold wert, dessen könnt Ihr versichert sein. In [[gar:Garetien:Die Faust des Grafen — Briefspielreihe|Hartsteen]] sind unsere Namen noch in guter Erinnerung." Bei den letzten Worten wurde sein Grinsen noch breiter und erinnerte verdächtig an einen Wolf.
"Haha! Das ist ein Frosch!", triumphierte die alte Mutina, als sie sich zu den gefärbten Pelura-Kugeln im Schnee hinabbeugte, um sie genau in Augenschein zu nehmen. "Der schlägt deinen Igel!", rief sie zum kaum jüngeren Poggio hinüber, dessen Kugeln sie in hübscher Formation beiseite gerollt hatte.


"Von einem kühnen Tat in Ragath rate ich allerdings ab. Die Nichte des Fürsten unter seinen Augen und denen der Kaiserin zu entführen wäre zwar wahrlich ein Schurkenstreich, über den man noch lange reden würde. Aber genau da liegt das Problem: zu viel Aufmerksamkeit von höchster Stelle. Ich würde zwar darauf wetten, dass Dom Gwain nichts mit der Sache zu schaffen hat, aber bedenkt, dass ein zu kühner Schritt von Eurer Seite ihn früher oder später zum Handeln zwingen würde, auch wenn das
"Freu dich nicht zu früh, mein Täubchen - ich habe ja auch noch einen Wurf !", holte sie der 82jährige Ottaciano auf den Boden der Realität zurück und warf seine letzte verbliebene grüne Kugel einmal demonstrativ in die Luft, um sie mit der Eleganz eines alten Könners wieder aufzufangen. Die jüngeren eigenhörigen Bewohner des Weilers Grioli, die den Ragathsquellern und Harmamunds gleichermaßen Frondienst schuldeten, schüttelten nur den Kopf, wenn sie die drei Dorfältesten bei ihrem Pelura-Spiel bei dieser Hundskälte auf dem verschneiten Dorfplatz beobachteten. Aber die drei Alten pflegten diese Tradition schon seit 40 Götterläufen an ausnahmslos ''jedem'' Praiostag, und es gab schlichtweg ''kein'' Wetter, das sie davon abhalten konnte.
Ottaciano wollte eben mit großer Geste zu seinem letzten und möglicherweise alles entscheidenden Wurf ansetzen, als plötzlich von Südosten her Hufgetrappel zu hören war und kurz darauf zehn bewaffnete Reiter auf dem Dorfplatz in der Mitte der einzigen Straße Griolis erschienen. Harmamund-Schergen, wie ihr Wappen schon verriet. Der Anführer, ein in Domna Morenas Gunst stehender hochnäsiger Stadtmensch aus Ragath, war den drei Alten leider gut bekannt.
 
"Ihr da!", blaffte Giordan Cronbiegler die drei an. "Vorhin sind Soldaten, angeführt vom jungen von Ragathsquell, hinüber nach Quazzano gezogen. Sind sie schon wieder herausgekommen und hier durchgezogen? Antwortet wahrhaftig, oder es wird für euch schlimme Konsequenzen haben!"
 
"Soldaten?", fragte Poggio mit extra zur Schau gestellter Ahnungslosigkeit. "Also, ich habe keine gesehen! Da muss ich wohl gerade mein Boronsstündchen gehalten haben."
 
"Ich habe heute Vormittag die Peluras poliert", hob auch Mutina ahnungslos die Achseln. Sie hatte die Bewaffneten des kleinen Ragathsquellers vom Küchenfenster aus wohl gesehen. Aber der war ein guter Junge, und sie hoffte, dass er diesen hochtrabenden Patrizierspross hier bald mal auf sein tatsächliches kleines Maß zurückstutzte.
 
Als auch Ottaciano auf den fragenden Blick Giordans hin nur ratlos den Kopf schüttelte, winkte dieser unwirsch in ihre Richtung ab: "Euch soll bald Gevatter Boron holen, faules Drecksgesindel! Geht wieder an die Arbeit anstatt hier müßige Spielchen zu spielen!" 
 
Er ritt verärgert zum Ortsausgang, von wo aus man die hübsche Schlossburg Quazzano inmitten der verschneiten Felder aufragen sah. Etwas mehr Deckung wäre gut gewesen. Man konnte zwar von hier aus sehr gut erkennen, wer das Castillo verließ und um wie viele Personen es sich handelte. Aber man würde diese dann erst recht dicht an Grioli herankommen lassen müssen, um sie anzugreifen, da man selbst umgekehrt ja auch schon aus über einer Meile Entfernung auf den baum- und strauchlosen Feldern gesehen werden konnte. Es hieß also erst einmal abzuwarten, was sich auf Quazzano tat ...
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
'''Auf der Schlossburg Quazzano am frühen Abend'''
 
[[Eslam der Jüngere von Ragathsquell|Eslam der Jüngere Inglessio von Ragathsquell]] besah sich das Treiben der gräflichen Gardisten und der Ordensritter der Suprema mit skeptischem Blick, die in den Gebäudeflügeln des Castillos, das sein eigener Großvater den Da Vanyas temporär überlassen hatte, ein und ausgingen, als wäre es das ihre - und nicht bald wieder das seine!
Da aber offenbar alles mit Billigung der heiligen Reichskirche und unter den wachsamen Ucuriaugen der Ragather Hochgeweihten vonstatten ging, stand es ihm unter den derzeitigen Umständen leider nicht zu, hier Einspruch zu erheben. Ergo deutete er mit missfallendem Blick einen Kratzfuß vor dem tollpatschigen Anführer der Gräflichen an: "Dom! Gehabt Euch wohl! Ich werde Eure Geleitreiter nach ihrer Genesung hierher schicken!" Vor Tsaya di Lacara und dem geweihten Majordomus des alten da Vanyas verbeugte er sich etwas tiefer: "Eure Hochwürden, meine Dienste werden hier wohl nicht länger benötigt. Mögen es die guten Götter fügen, dass Seine Eminenz bald wohlbehalten zurückkehrt!"
 
Mit diesen Worten schwang er sich wieder auf den Rücken seines Pferdes und trabte aus dem Schlosstor, hinauf auf die verschneiten Felder um Quazzano herum. Es war bitterkalt, und der Wind wehte eisig vom Amboss her - gut dass seine eigene väterliche Burg weniger als eine halbe Stunde entfernt lag.
 
Im nahen Weiler Grioli in Sichtweite des Schlosses, wo die Harmamunder Reiter wegen der Kälte bis auf einen einzelnen Wachposten in der einzigen Taberna der Dorfschaft Zuflucht gesucht hatten und sich gerade Schüsseln mit dünnem, aber wenigstens dampfend heißem Eintopf servieren ließen, wurde der junge Ragathsqueller von der draußen zurückgebliebenen Späherin erkannt, die zähneklappernd neben dem Ziegenstall einer ärmlichen Holzhütte kauerte. Fluchend spurtete sie über den Dorfplatz und riss die Tür zur Gaststube auf: "Alle raus! Schnell! Dom Giordan! Der junge Ragathsqueller reitet aus der Burg und kommt geradewegs hierher!" 
 
Giordan Cronbiegler, der älteste Sohn der Ragather Patrizierin und Gildenrätin Malfada Cronbiegler, der beim elterlichen Erbe zugunsten seiner merkantil wesentlich begabteren Schwestern Velasquita und Cayetana leer ausgegangen war und als so etwas wie das 'schwarze Schaf' seiner betuchten Familia galt,  ließ seinen Löffel missmutig in den Eintopf fallen und rülpste herzhaft. "Ganz ruhig - wenn es nur der kleine Hosenscheißer ist, könnte ich ihm auch alleine die Hammelbeine stramm ziehen! Ich nehme an, dass seine Waffenknechte kurz darauf aus der Burg nachfolgen, oder er will die da Vanyas verständigen, dass er ihnen Verstärkung zugeführt hat. So oder so - den schnappen wir uns! Mit ihm in unserer Gewalt, werden auch die anderen ganz zahm und unbewaffnet einer nach dem anderen aus der Burg herauskommen müssen - sonst machen wir ihr junges Herrlein ohne Vertun einen Kopf kürzer! Also los, fünf Mann mit mir! Die anderen vier bleiben erst einmal hier am Ortsrand zurück und beobachten, was geschieht."


vielleicht gar nicht in seinem ursprünglichen Sinne lag. Eine weniger auffällige Handlung scheint mir angebrachter.