Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 23: Unterschied zwischen den Versionen

Von Scheffelstein (Diskussion | Beiträge)
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==[[Königlich Kornhammer]], 5. und 6. Tsa 1036 BF==
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===nahe [[Aventis]] und auf [[Burg Scheffelstein]]===
===Nahe [[Aventis]] und auf [[Burg Scheffelstein]]===




'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


Nachdenklich ließ [[Rifada da Vanya]] ihr neues Ragathsqueller Pferd, das ihr ihr Vetter [[Talfan von ragathsquell|Talfan]] dankenswerterweise im Austausch gegen ihr vorheriges aus den Besitzungen des niedergebrannten Klosters zur Verfügung gestellt hatte, auf dem teils morastigen, teils hart gefrorenen Karrenweg gen Kornhammer traben. So war wenigstens das Tier frisch und ausgeruht – sie selbst war es nach nur kurzer Nachtruhe auf Burg Ragathsquell absolut nicht.  
Nachdenklich ließ [[Rifada da Vanya]] ihr neues Ragathsqueller Pferd, das ihr ihr Vetter [[Talfan von Ragathsquell|Talfan]] dankenswerterweise im Austausch gegen ihr vorheriges aus den Besitzungen des niedergebrannten Klosters zur Verfügung gestellt hatte, auf dem teils morastigen, teils hart gefrorenen Karrenweg gen Kornhammer traben. So war wenigstens das Tier frisch und ausgeruht – sie selbst war es nach nur kurzer Nachtruhe auf Burg Ragathsquell absolut nicht.  


Natürlich waren sie nicht im Streit auseinander gegangen, dafür kannten Talfan und sie sich zu lange, und jeder wusste, was er am anderen hatte. Nichtsdestotrotz hätte sie sich von ihrem Vetter ersten Grades etwas mehr Engagement und Wagemut erhofft – aber Talfan war auf seine alten Tage noch mehr ein Zauderer und Paragraphenreiter geworden, als er es ohnehin schon immer gewesen war.  
Natürlich waren sie nicht im Streit auseinander gegangen, dafür kannten Talfan und sie sich zu lange, und jeder wusste, was er am anderen hatte. Nichtsdestotrotz hätte sie sich von ihrem Vetter ersten Grades etwas mehr Engagement und Wagemut erhofft – aber Talfan war auf seine alten Tage noch mehr ein Zauderer und Paragraphenreiter geworden, als er es ohnehin schon immer gewesen war.  
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]]
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


"Viel zu lange, ich weiß", nickte Rifada, beinahe verlegen. "Es muss bei der Trauerfeier für Euren Sohn, meinen Schwager gewesen sein - nein, auch danach war ich noch einmal bei Richezas zwanzigstem Tsafest hier." Sie blickte sich in dem Saal um, der sich seither nur geringfügig verändert hatte.
"Viel zu lange, ich weiß", nickte Rifada, beinahe verlegen. "Es muss bei der Trauerfeier für Euren Sohn, meinen Schwager gewesen sein - nein, auch danach war ich noch einmal bei Richezas zwanzigstem Tsafest hier." Sie blickte sich in dem Saal um, der sich seither nur geringfügig verändert hatte.
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Der Alte nickte Rifada zu. "Kein Angriff gegen die Harmamund, solange wir nicht Beweise haben und Belisetha frei ist. Aber locken wir die Maus ruhig aus ihrem Loch. – Wem traut Ihr, wer wird uns, wird Euch in dieser Sache folgen, wer zürnt den Harmamunds?"   
Der Alte nickte Rifada zu. "Kein Angriff gegen die Harmamund, solange wir nicht Beweise haben und Belisetha frei ist. Aber locken wir die Maus ruhig aus ihrem Loch. – Wem traut Ihr, wer wird uns, wird Euch in dieser Sache folgen, wer zürnt den Harmamunds?"   


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Im ersten Moment wollte Rifada Hesindians Auslegung des Ganzen schon entrüstet zurückweisen - sie wusste doch, was sie mit eigenen Augen gesehen hatte!
Umso mehr sie aber darüber nachdachte, umso mehr schien es ihr doch denkbar, dass an seinen Vermutungen etwas dran sein könnte.  Schließlich hatte sie das Ganze nur aus fünfzig oder sechzig Schritt Entfernung gesehen.
Ihr kam wieder ein uraltes Gerücht aus ihrer eigenen Jugend in den Sinn, das damals in ganz Ragatien und Bosquirien über [[Aldea von Harmamund]], Moreans Mutter, im Schwange gewesen war. Man flüsterte damals, diese hätte zwei junge Maiden aus dem Dorfe Ciragad 'geopfert', indem sie sie Kanishkar, dem gefürchteten Nuranshâr des Wildenstammes der [[Bân Gassârah]] auslieferte, damit dieser im Gegenzug einen unheiligen Schamanenzauber über ihre geliebten Stiere sprach, um deren Zeugungskraft zu erhöhen und sie zu wahren Ungetümen von kolossaler Größe heranwachsen zu lassen.
Rifada hatte dieses Gerücht schon damals sofort geglaubt - die Stiere dar Harmamunds waren die größten weit und breit, und erst recht hatte sie es geglaubt, nachdem sie Kanishkar während ihrer Gefangenschaft im Lager von Khenubaal Pascha persönlich begegnet war - einer der furchteinflößendsten Menschen,  auf die sie je getroffen war.
Wenn schon die Mutter aus privaten Ambitionen heraus mit einem erklärten Feind der zwölfgöttlichen Lande und Kirchen zusammengearbeitet hatte - genauso wie es ja auch Praiosmin mit ihrem Rakolus oder sogar der kleingeistige [[Ordonyo di Alina]] mit seiner Ogerpauke getan hatten - so war dies der durchtriebenen Morena erst recht zuzutrauen, die aus demselben faulen Stamm wie ihre Vorfahren und üblen Verbündeten geschnitzt war.
Der kurze Gedanke an Ordonyo di Alina und sein unheilvolles Artefakt brachte sofort auch wieder die Erinnerungen an die Zeit des Ferkinasturms vor einigen Jahren zurück - und damit auch die an den heiligen Talisman ihrer Familia, dem sie es überhaupt verdankte, dass sie jetzt hier kniete und nicht in Borons Hallen. ''[[Griphonis Solaris]]''! Der Gedanke durchzuckte sie wie ein heißer Blitzstrahl - vor lauter Sorge um Belisetha und Richeza hatte sie das heilige Amulett ganz vergessen, das sie ja nach dem Ausglimmen des Feuers aus der Ruine La Dimenzias hatte bergen wollen! Sie musste so schnell wie möglich dorthin zurück, denn der Verlust des Talismans und Insigniums wäre noch unverzeihlicher und schwerwiegender als der eines Angehörigen, da es seit Generationen innerhalb ihrer Familia weitergegeben wurde - eigentlich aber seit ihrer Urahnin Praiana der Gleißenden der Suprema der Heiligen Reichskirche gehörte. Amando würde ihr nie verzeihen, wenn sie ihm den Verlust von Griphonis Solaris berichten musste ...
Sie schüttelte diese Gedanken fort - ihr Schwagervater hatte sie schließlich etwas gefragt: "Ich komme gerade von Talfan von Ragathsquell, der mein leiblicher Vetter ist, wie Ihr wisst. Nun ja, er ist ein dicker Zauderer geworden, würde im Falle eines Falles aber hinter uns stehen - ebenso natürlich die Geschlechter Bosquiriens wie Quirod-Bosquiria, von Sebeloh, Briesach, Wetterwacht - eventuell auch die Junker von Valenca und natürlich das Haus Schlehen aus Valpokrug, die Familia meines verstorbenen Mannes. Auch viele der Hal'schen Neuadligen liegen seit der answinistischen Usurpation mit dem Haus Harmamund über Kreuz, während sie Euch und Richeza größtenteils freundschaftlich verbunden sind. Ich glaube, auch sie würden sich im Fehdefall zumindest neutral verhalten oder im Zweifelsfall eher für uns als für die Harmamunds Partei ergreifen - erst recht, wenn die Umstände von Richezas Ermordung bekannt werden, wird die Empörung unter allen groß sein, die sie persönlich gekannt haben.
Aber ich will nicht von ihr wie von einer Toten sprechen, denn Ihr habt absolut recht, mit dem was Ihr sagt. Ich sah das Ganze nur aus recht großer Entfernung, und es wäre tatsächlich denkbar, dass eine andere Frau oder bloß ein Trugbild an Richezas Statt gehängt wurde. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Harmamunds zu finsterer Magie greifen, wenn Ihr Euch an die sinisteren Umstände von Gwains Flucht aus dem Staatskerker von Al'Muktur oder auch die Sache mit den ''Zwei Maiden von Ciragad'' erinnert, von denen Ihr damals gewiss auch gehört haben werdet ..."
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Der alte Herr von Scheffelstein nickte. "Ich werde mich an meinen alten Freund, den [[Danilo Caerdonnati von Cres|Creser]] wenden und ihn über die aktuellen Entwicklungen informieren. Ihm ist zu trauen. Bleibt zunächst jedoch die Frage, welcher Magus oder welche Maga sich für uns unerkannt nach Harmamund  begäbe, um dort mehr über den Verbleib unserer Anverwandten und die Pläne Domna Morenas zu erfahren." Nachdenklich sah Hesindian seinen Gast an. "Meinen Sohn muss ich nicht fragen, er ist weit fort und wäre nur widerwillig zu einer solchen Tat bereit. Ein Lohnmagier? Oder kennt Ihr jemanden, der Euch loyal gegenüber steht und schweigen kann, solange es nötig ist?"
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Rifada kratzte sich nachdenklich am Kinn, als wüchse ihr dort ein Bart, was natürlich nicht der Fall war. "Hm, kurz vor unserem Aufbruch nach Quazzano, also knapp bevor Belisetha, Richeza und ich Castillo da Vanya verließen, begehrte dort ein mir unbekannter Magus aus dem Yaquirtal Einlass, der explizit zu Richeza wollte. Er überbrachte ihr eine Nachricht, aus der ich nicht recht schlau wurde. Es ging darin um eine geheime Liebschaft - mutmaßlich vom Absender des Schreibens zu Richeza. Der Magus war wohl nur der Überbringer, nicht der Verfasser der Botschaft - aber Richeza schien über sein Erscheinen nicht eben erfreut zu sein. Er begleitete uns noch ein Stück des Weges - verschwand dann aber schon während unserer ersten Nachtruhe, ohne vorher ein einziges Wort der Verabschiedung ausgesprochen zu haben - und das wohlgemerkt, obwohl er vorgegeben hatte, selbst aus adligem Hause zu sein. Keinen Anstand haben diese Yaquirtaler Laffen! ''Von Lindenholz'' meine ich, war der Name seiner Sippschaft. Aber diese Yaquirtaler heißen ja eh alle so verdrechselt wie sie sprechen! Apropos - da sie mit mir nicht darüber sprechen wollte - und da Ihr als ihr Großvater und engster Vertrauter wahrscheinlich mehr wisst oder es früher oder später eh erfahren werdet: Wer ist der elende Mistkerl, der das Kind geschwängert und sich dann aus dem Staub gemacht hat? Der Hund soll mich von meiner schlechtesten Seite kennenlernen!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
"Lindholz?", fragte der Vogt. "Das Haus von Lindholz ist mir wohlbekannt. Mein Neffe, Dom [[Nicetos von Lindholz|Nicetos]], wurde vor einigen Jahren zum Baron von [[Baronie Artésa|Artésa]] ernannt. Und ja, eines seiner Kinder, der Erstgeborene wohl, gehört der Magischen Zunft an. Aber was hat er mit Richeza zu schaffen?" Er runzelte leicht die Stirn, als die weiteren Worte Rifadas in sein Bewusstsein drangen. "Von welchem Kind sprecht Ihr?" Dann aber weiteten sich seine Augen. "Ihr meint Richeza? Von was für einer Liebschaft wisst Ihr? Nicht, dass sie je mit mir über so etwas wie Liebe gesprochen hätte, sie schien mir sich weder für Mann noch Weib erwärmen zu können. Und was heißt hier: geschwängert? Was ist Euch bekannt, was mir, zu meiner Schande muss ich es sagen, bislang unbekannt ist?"
    
    
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Rifada blickte zur Decke und wiegte den Kopf hin und her. Das hatte ihr noch gefehlt, dass Hesindian offenbar nicht den blassesten Schimmer von Richezas Schwangerschaft hatte, obwohl er sonst ihre nächste Bezugsperson war, noch weit näher als sie selbst. Aber vielleicht war der unbekannte Mistkerl, dem sich das Kind an den Hals geworfen hatte, längst an ihrer beider Stelle getreten? Sie überlegte, ob sie dem alten Mann reinen Wein einschenken sollte. Aber jetzt hatte sie eh schon zu viel gesagt, und wenn Richeza tot war, so hatte er wohl das Recht zu erfahren, dass er Urgroßvater geworden wäre und dass der Fortbestand seiner Familia plötzlich auf neugeborenen Schultern geruht hätte - all dies würde seinen Zorn auf Morena nur weiter anstacheln, die ihm vielleicht eben diese Hoffnung zerstört hatte.
"Ich weiß selber nichts Genaues - deshalb frage ich Euch ja, Schwagervater!", antwortete sie schließlich heiß und kalt - "aber es ist Belisetha wie auch mir aufgefallen, dass Richeza sowohl körperlich wie auch von ihrem Verhalten her verändert war, seit ihren letzten Besuchen bei uns. Und als Weiber, die selber Kinder zur Welt gebracht haben, konnten wir eins und eins zusammenzählen. Nur wer der Schuldige an diesem Umstand ist, in dem sie sich befand, das blieb uns leider unbekannt."
Sie tigerte unruhig ein paar Schritte im Raum auf und ab, auch wenn sie dabei ein Bein leicht nachzog. Offenbar bereitete ihr das Stillsitzen - in jeder Hinsicht - größeres Unbehagen. "Wie also gehen wir vor? Ihr beginnt, Eure Kämpfer zu benachrichtigen, und ich selbst werde wohl auf dem Rückweg nach Bosquiria noch ein paar befreundete Häuser visitieren und sie auf die kommenden Wochen einschwören. Jeder soll sofort all seine Säbel parat haben, wenn aus den Funken ein Brand wird!"
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Doch der Vogt von Königlich Kornhammer schien weder an Funken noch Kämpfern wesentlich interessiert. Stattdessen streckte er die Hand aus und beendete Rifadas Umherschreiten, indem er mit festem Knochengriff ihr Handgelenk umfasste.
"Seid Ihr Euch sicher diesmal? Oder habt Ihr sie wieder nur aus größerer Entfernung gesehen? Und wollt Ihr damit sagen, dass die Frau, die man vom Harmamunder Torturm stieß, ebenfalls ein Kind erwartete?" Die klaren Augen hielten Rifadas Blick so fest wie seine Hand die ihre. "Wenn wahr ist, was Ihr sagt, und falls Richeza lebt, dann eilt es um so mehr, sie zu finden und zu befreien, nicht allein wegen der Gerüchte, sondern vor allem, weil mit ihr dann mehr als nur ein Leben in Gefahr ist! Wir brauchen einen Magier, und das rasch, oder meinethalben auch einen fähigen Einbrecher, der ebenso unsichtbar bleibt in Harmamund."
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
Die Vanyadalerin zog eine Augenbraue in die Höhe und umfasste ihrerseits mit der freien Hand mit ihrem bekannten Schraubstockgriff Hesindians Handgelenk und löste damit dessen Griff von ihrem anderen Arm. "Oh, ''das'' ist leider wahr! Ich habe Richeza ja nicht nur auf Burg Harmamund aus großer Entfernung gesehen, sondern habe schon vorher drei Tage mit ihr in nächster Nähe verbracht. Aber da sie Euch offenbar noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt hat, wird sie dies erst zu einem bestimmten Zeitpunkt tun wollen. Gebt Euch also weiter unwissend, bis ihr es aus ihrem eigenen Munde erfahrt. Aber ja, es ist wahr - so sie noch lebt, sind - mit ihr, Belisetha und dem ungeborenen Kind, gleich drei Leben in Gefahr. Was aber einen Magier betrifft, so dürft Ihr mich nicht fragen, denn ich bin eine götterfürchtige Frau, die an die Macht des Himmelsfürsten und der donnernden Leuin glaubt, aber nicht an solche Scharlatane! Der [[Aureolus von Elenta|Sohn der Elenterin]] gilt als ein gefürchteter Zauberer - aber als wir den kleinen Mistkerl im [[Raschtulswall]] trafen, konnte er von Glück reden, dass ich ihn nicht zu packen gekriegt habe, denn wenn man nicht an solchen Hokuspokus glaubt, dann kann einen auch niemand verzaubern! Hm, höchstens um eine angebliche Hexe daheim in Selaque weiß ich noch - Udina Krähenfreund, Richeza kennt sie ebenfalls. Aber ich muss leider einem Schwur Folge leisten, sie und ihren Bruder für den Rest ihrer Tage unbehelligt zu lassen. Streuner und Einbrecher kenne ich erst recht keine - habt Ihr etwa mit solchen Leuten zu schaffen?"
Sie marschierte wieder leicht hinkend auf und ab, und es war ihren Gesichtszügen anzusehen, dass es in ihrem Oberstübchen arbeitete. "Moment - was wäre, wenn wir jemand nach Burg Harmamund schicken, der dort freien Zugang hat und vielleicht die Freilassung der Gefangenen durch sein bloßes Wort erwirken kann? Etwa weil er von Morena als Verbündeter angesehen wird oder als deren weisungsbefugte Lehnsherrin?" Ihr Blick wurde entschlossen, als sie konkreter wurde: "Ich denke da zum Beispiel an [[Hernán von Aranjuez]] oder an [[Radia von Franfeld]]."
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Hesindian strich sich durch den weißen Bart, während er über Rifadas Worte nachdachte. "Udinia Krähenfreud", murmelte er. Natürlich erinnerte er sich an die alte Hagezusse, die man aufs Castillo da Vanya gerufen hatte, als selbst seine Leibmedica Travanca bei Richezas Geburt nicht weiter gewusst hatte. Die Alte war es schließlich gewesen, die seine Schwiegertochter von dem Mädchen entbunden hatte. Eine fähige Heilerin war sie, aber gewiss niemand, die man in eine solch' politische Angelegenheit einbezog.
Ob der umtriebige Aranjuezer der rechte Mann für diese Angelegenheit war, wusste er nicht zu sagen. Er war ein Gefolgsmann des Fürsten, ja, und ein halber Harmamund und neuerdings dem Grafenhaus verbunden, aber Hesindian wusste wohl, dass Richeza vor einigen Jahren mit ihm ein Duell aus zweite Blut ausgetragen hatte, auch wenn ihm bis heute nicht im Einzelnen bekannt war, worum es bei dem Ehrenstreit gegangen war.
Und die Franfelderin? Nach ihrer Hochzeit mit dem Viryamun war es still geworden um die einstmals so ambitionierte Vogtin. Zuletzt hatten sich die Ragather Bürger gar beim Kanzler verschuldet, um sich vom Kredit der Vogtin freizukaufen. Sie hätte gewiss Leute, um sie in Harmamund einzuschleusen, seien es nun Magier oder zwielichtiges Gesindel. Eine Kooperation mit der Franfelderin jedoch war stets, wie einen Handel mit Phex selbst einzugehen – am Ende musste man aufpassen, nicht übers Ohr gehauen zu werden, denn sie wusste ihre Schulden stets mit Zins und Zinseszins einzutreiben.
Nein, Hesindian bevorzugte die direkte Art.
"Ihr habt Recht", sagte er. "Wir werden die Freilassung Richezas und Belisethas zügig erwirken. Durch jemanden, dessen bloßes Wort genügt. Der Fürst ist dieser Tage nach Ragath aufgebrochen, wie ich hörte, um mit dem Grafen die Vorbereitung des kaiserlichen Hoftags zu besprechen. Ich werde höchstselbst nach Ragath reisen und Fürst und Graf von dieser Angelegenheit in Kenntnis setzen. Gewiss werden sie zu dieser Zeit keine Fehde in Ragatien wünschen, die solche Kreise zöge. Seid also unbesorgt: Eure Tante und Richeza werden alsbald auf freiem Fuße sein, wohlauf und unversehrt. Falls nicht, wird dies ein Trauerspiel fürs Hause Harmamund."
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Der ''Fürst''?",fragte Rifada irritiert und runzelte die Stirn. "Aber der sogenannte 'Fürst' - der nicht mein Fürst ist - gehört doch selber zu dieser Hunderasse! Ihr wollt also einen Harmamund bitten, dass seine Sippschaft unsere beiden Gefangenen herausrückt? Aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn und ist zudem vollkommen unwürdig und ehrlos! Und den sogenannten 'Grafen' - ich nehme an, Ihr sprecht von dem zugereisten Tobrier, der sich auf unserem Thron breit gemacht hat? - solltet Ihr erst recht nicht um irgendetwas bitten, sonst glaubt er noch, er trüge seinen Kronreif rechtmäßig, was nicht der Fall ist. Wenn Angehörige der eigenen Familia als Faustpfand in die Hände von Feinden geraten, so muss man diese entweder heraushauen, mit List und Tücke befreien, wie Ihr es zuerst vorgeschlagen habt, oder aber..." Rifadas Gesicht hellte sich auf, als hätte sie gerade einen genialen Einfall gehabt, "... oder aber man nimmt selbst jemanden aus der Sippe der Feinde als Geisel, um diese dann gegen unsere Blutsverwandten auszutauschen!" 
Die Vanyadâlerin ließ ihre rechte Faust in die offene linke Hand klatschen. "Ha! Das ist es! Und ich weiß auch schon, wen ich mir von dem Pack greifen werde! Als ich vor Burg Harmamund auf der Lauer lag, verließ eine schwarzverhangene Kalesche das Gemäuer in Richtung La Dimenzia - darin der spindeldürre Bruder Morenas, diese Trauerkrähe Amando! Ich ließ ihn da noch passieren, da ich ja die Burg im Auge behalten musste. Aber wenn es mir gelingt, ihn aufzustöbern und gefangenzunehmen, so wird Morena gezwungen sein, Belisetha und - so die Zwölfe wollen - auch Richeza gegen ihn einzutauschen. Zeigt sie sich aber verstockt, halte ich ihren Bruder im tiefsten Verlies von Castillo da Vanya bei Wasser und Brot gefangen, nötigenfalls bis er verfault. Wenn sie das selbst nicht kümmert - was mich keineswegs wundern würde - so wird ihr doch Gwain als Soberan befehlen, nachzugeben und unsere Gefangenen freizugeben. So haben wir wenigstens unser Gesicht gewahrt und dem Harmamund-Geschmeiß gezeigt, dass wir nicht vor ihnen im Staube kriechen! Den sogenannten 'Grafen' aber halten wir aus inner-almadanischen Sachen schön ganz heraus, denn die gehen ihn als Auswärtigen überhaupt nichts an! Ihr selbst könnt ruhig zum Hoftag reisen - gebt Euch dort nur ganz unwissend in Bezug auf diese ganze Angelegenheit und gebt auf Euch Acht, dass man nicht auch Euch nach dem Leben oder Eurer Freiheit trachtet. Es genügt, wenn Ihr mir zwei bis dreiEurer besten Kriegerinnen mitgebt und um alles Weitere kümmere ich mich schon. Zur Not gehen auch fünf oder sechs Männer."
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Der alte Cronvogt seufzte innerlich. Diese verfluchte almadanische Ehrversessenheit hatte ihn und sein Haus schon manches Mal in Schwierigkeiten gebracht. Nicht etwa, weil er genauso heißblütig wie rachsüchtig wäre wie viele seiner Landsleute. Nein, vielmehr, weil seine Angehörigen - und allen voran seine Enkeltochter Richeza – so wenig vom Wort und so viel vom Blute jener auf ihrer Degenspitze hielten, die sie mit Wort oder Tat geschmäht hatten.
War es Feigheit, wie jene Hitzköpfe sagten, wenn man den Frieden höher schätze als ein Ehrenhändel? Nein, Hesindian hatte sich nie einem Duell entzogen, das an ihn herangetragen worden war. Hatte er nicht sogar einst mit Rifadas Mutter die Klingen gekreuzt, bis sie beide vor Erschöpfung kaum noch die Waffen hatten halten können, nur weil sein Sohn Domna Leonidas Tochter geliebt hatte und diese ihn? Hesindian hatte den Kampf nie gefürchtet, ebenso wenig wie den Tod. Er war ein hervorragender Kämpfer gewesen, als er noch jung gewesen war, aber so recht hatte er nie einsehen wollen, was erstrebenswert daran sein sollte, in einem Ehrduell verwundet oder gar getötet zu werden, wenn man sein Leben auch der Liebe widmen konnte und der Schönheit, die man tagtäglich in den kleinen Dingen fand.
Der wahre Grund jedoch, warum er eine friedliche Lösung dem Kampfe immer vorgezogen hatte, war, dass eine Bluttat stets weitere nach sich zog. Und mehr als einen Tod konnte man selbst nicht sterben. Außer, man liebte. Dann aber war der Tod kein schneller, schmerzloser, sondern ein langer, qualvoller. Denn mit jedem geliebtem Menschen wurde ein Teil der eigenen Seele getötet und das Göttervertrauen ein weiteres Mal auf eine Probe gestellt.
Abermals seufzte der alte Mann im Stillen, als er das finster entschlossene Gesicht der Junkerin betrachtete. Nichts würde sie von ihrem Plan abbringen, so viel war gewiss. Dass schon manches almadanische Adelshaus durch eine Reihe anfangs harmloser wider andere Familias gerichteter Taten zugrunde gegangen war, bekümmerte die Kriegerin wenig und sie darauf hinzuweisen, war verschwendete Zeit und Mühe.
"Also gut", seufzte er schließlich, diesmal hörbar. "Ich werde Euch drei meiner Leute als Bedeckung mitgeben. Als Schutz vor Räubern, Bergbarbaren und wilden Tieren. Schließlich weiß jeder, wie gefährlich es im Winter im Osten Almadas sein kann. Zudem sollt Ihr Stiefel, Mantel, Harnisch und Wegzehrung erhalten, sobald Ihr aufbrecht. Gerne dürft Ihr Vesper mit mir halten und die Nacht hier verbringen, wenn Ihr das wünscht. Ihr seht müde aus, wenn mir das zu sagen erlaubt ist."
Er lächelte leicht und dachte nicht zum ersten Mal an diesem Abend an Domna Rifadas Mutter, die nicht einmal ganz so alt geworden war, wie Rifada jetzt war. Ihr Ziel, den Marmorthron zurückzuerobern, hatte sie nie erreicht. Und so voller Hass und Groll und Zorn war sie gewesen, dass er bezweifelte, dass sie in ihrem Leben Glück empfunden hatte, das nicht aus dem Leid ihrer Feinde erwachsen war. Das Leben nahm einem Vieles: Macht, Besitz, Gesundheit, Freunde und Geliebte. Aber allein die Götter wussten, warum manche Menschen beim Anblick der Scherben nur die Risse sahen und Hass empfanden, während jene, die sich der Liebe verschrieben hatten, in jeder Scherbe ein neues Ganzes erblickten.
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'''Später am selben Abend'''
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Die Nacht hatte sich bereits über die Burg gelegt, und sein Gast sich nach langem Ritt zur Ruhe begeben, da saß der alte Cronvogt von Königlich Kornhammer an seinem Schreibtisch und pfiff auf die Ehre, der Liebe wegen.
Mit seiner kleinen, sauberen Handschrift, die mit den Jahren ein wenig an Kraft verloren hatte, schrieb er:
''Scheffelstein, am 6. Tsa im 1036. Jahre nach dem Fall Bosparans
''Euer Durchlaucht,
''es besteht Grund zu der Annahme, dass Eure Nichte, Morena die Jüngere von Harmamund, die Domnas Belisetha da Vanya sowie meine Großtochter, Richeza von Scheffelstein, gefangen hält. Um einem Wiederaufflammen der Fehde zwischen Eurem Hause und dem der da Vanyas und einer Ausweitung derselben auf die gesamte Grafschaft entgegenzuwirken, bitte ich ergebenst um die sofortige Freilassung der Domnas.
''gezeichnet und gesiegelt
''<br>Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein
''<br>Cronvogt von Königlich Kornhammer
''<br>Junker von Scheffelstein''
Dann rollte er das Papier zusammen, siegelte es und steckte es in ein Taubenröhrchen. Er legte es auf dem Tisch ab und schrieb weitere Briefe an ausgewählte Magnaten, in denen er freundlich darum bat, Erkundigungen einzuholen, ob an den Gerüchten, Morena habe Belisetha da Vanya und seine eigene Großtochter gefangen gesetzt, etwas Wahres sei. Darüber hinaus berichtete er vom Brand auf La Dimenzia und bat die Magnaten auch hier um Unterstützung bei der Aufklärung der Ursache.
Dass er von der Gefangenschaft Richezas und Belisethas  überzeugt sei und den Fürsten bereits informiert und um Freilassung der Domnas gebeten habe, schrieb er nur Dreien: Seinem Bruder [[Federigo von Kornhammer-Scheffelstein|Federigo]], seinem alten Freund [[Danilo Caerdonnati von Cres]] und seinem Nachbarn und Richezas Freund [[Boraccio D'Altea]]. Alle anderen sollten möglichst unvoreingenommen an die Angelegenheit herangehen, um so größer wäre der Nutzen, den er im Falle einer Fehde oder gar eines Gerichtsverfahrens aus ihren Ermittlungen würde ziehen können.


Hesindian ahnte nicht, [[Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 27|wie gut ihn seine Enkeltochter kannte]]: Noch in derselben Nacht flogen die besten [[Almadanische Blitzbrieftaube|Tauben aus Flogglonder Zucht]] in alle Winde.