Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 20: Unterschied zwischen den Versionen
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"Ich bin hier, weil das Gerücht umgeht, dass Domna Morena eine da Vanya gehängt hätte. Nachdem Eure Nichte, Domna Rifada, vor wenigen Tagen kurzzeitig mein Gast auf Aranjuez war, fürchtete ich Schlimmes. Ich brauche ja Euch am allerwenigsten auseinander zu setzen, welche Folgen eine solche Tat für die gesamte Grafschaft hätte. Domna Morena versicherte mir nun, dass dies Gerücht falsch sei, und alle in ihrer Obhut befindlichen Angehörigen des Hauses da Vanya wohlauf seien...?" Fragend, Bestätigung erheischend blickte er seine Gegenüber an. | "Ich bin hier, weil das Gerücht umgeht, dass Domna Morena eine da Vanya gehängt hätte. Nachdem Eure Nichte, Domna Rifada, vor wenigen Tagen kurzzeitig mein Gast auf Aranjuez war, fürchtete ich Schlimmes. Ich brauche ja Euch am allerwenigsten auseinander zu setzen, welche Folgen eine solche Tat für die gesamte Grafschaft hätte. Domna Morena versicherte mir nun, dass dies Gerücht falsch sei, und alle in ihrer Obhut befindlichen Angehörigen des Hauses da Vanya wohlauf seien...?" Fragend, Bestätigung erheischend blickte er seine Gegenüber an. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
[[Belisetha da Vanya]] betrachtete ihren Besucher aus dunklen Augen einen Moment. "Hernán", sagte sie. "Hernán von Aranjuez." So als wäre ihr sein Name soeben in den Sinn gekommen. Ob der Diener ihn doch nicht angekündigt hatte? "Ihr seid [[Elea von Harmamund|Eleas]] kleiner Sohn. Bedauerlich, was mit Eurer Mutter geschehen ist." Sie sah sich nach dem Diener um, aber man hatte sie allein gelassen. Belisetha da Vanya seufzte und deutete mit der Rechten auf die Ablage über dem Kamin, auf der ein Krug und Becher standen. Ihre Linke hing in einer Schlinge um ihren Hals. | |||
"Ich bin es gewohnt, meinen Gästen eine angemessene Bewirtung zuteilwerden zu lassen. Ich bedauere, dass Ihr Euch nun selbst helfen müsst." | |||
Wieder sah sie Hernán sehr aufmerksam an. "Domna Morena hat niemanden gehängt. Am allerwenigsten meine Nichte. Sie ist nicht hier, und wäre sie es …" Sie schüttelte den Kopf. "Wenn Ihr glaubt, man könne [[Leonida da Vanya|Leonidas]] Tochter einfach eine Schlinge um den Hals legen, dann kennt Ihr sie schlecht." | |||
Sie machte eine Pause, dann runzelte sie die Stirn. "Allerdings könntet Ihr unserer Gastgeberin bestellen, dass ich mich wohl genug fühle, um am morgigen Tag die Heimreise nach [[Castillo Quazzano|Quazzano]] anzutreten, gemeinsam mit meiner Großnichte. Denn obwohl mein Bruder, so hat mir das Mädchen versichert, ein Schreiben schickte und um meine … Freilassung … bat, erachtet es Domna Morena nicht für notwendig, seiner Bitte nachzukommen. Vielmehr scheint sie sich in den Kopf gesetzt zu haben, Rifada der Brandstiftung und des Frevels zu verdächtigen." Sie schüttelte den Kopf. | |||
"Wenn Ihr Euch Sorgen um die Grafschaft macht, dann solltet Ihr Euch bemühen, dieses haltlose Gerücht alsbald aus der Welt zu schaffen und meine Nichte von meinem Wohlergehen überzeugen. Sie hat nicht vergessen, was [[Balbiano Calas von Harmamund|Morenas Urgroßvater]] unserer Familia angetan hat und wird nicht dulden, dass unser Name noch einmal in Verruf gebracht wird." Der Blick der greisen Fürstentochter, der Hernán traf, war streng und bestimmt. | |||
"Im Übrigen wäre mir wohler, wenn ich wüsste, dass auch meine Großnichte, Richeza von Scheffelstein, nicht Streit mit Domna Morena begänne, denn sie hat Rifadas Temperament. Ich habe den Verdacht, Domna Morena fürchtet, wir könnten gegen sie konspirieren, deshalb hat man sie mittags in eine andere Kammer gebracht. Ich denke aber, dass sie in meiner Gegenwart weniger geneigt wäre, Streit mit unserer … Gastgeberin zu beginnen, als wenn sie allein Gelegenheit hat, über deren insolente Verdächtigung nachzudenken." | |||
Belisetha da Vanya blickte kurz zum Fenster, als ein Windstoß an dem geschlossenen Laden rüttelte, dann wandte sie sich wieder dem Besucher zu. "Aber sagt: Was war Rifadas Anliegen, Euch auf Aranjuez zu besuchen? Und in welchem Verhältnis steht Ihr zu ihr?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Der späte Gast hob nur dankend die Hände, als Belisetha da Vanya, selbst ja eigentlich auch nur 'Gast', ihm bedeutete sich ob ihrer Verletzung selbst zu bedienen. Für einen kurzen Moment sann er darüber nach, wie seine längst verstorbene Mutter, immerhin ein Jahrzwölft nach seiner Gegenüber geboren, heute wohl aussehen würde. Dann aber sah Hernán von Aranjuez wieder auf. "Nun, das beruhigt mich sehr", nickte er auf ihre Bestätigung hin, dass ansonsten niemand zu körperlichem Schaden gekommen war. | |||
"Um Eure letzte Frage gleich eingangs zu beantworten...", hob der Baron und Junker sodann an zu sprechen, erlaubte sich jedoch eine bedeutungsschwere Pause, derweil er die greise da Vanya musterte. Dann hatte er sich wohl entschieden, inwiefern er ihr über das Treffen mit ihrer Nichte Auskunft zu geben gedachte: "Domna Rifada suchte mich bezüglich Praiosmin von Elentas auf. Wie Ihr vielleicht wisst, war auch ich bei jenem unglückseligen Zwischenfall im Burghof von [[Castillo da Vanya]] zugegen." Den Rest würde sie sich zweifellos selbst zusammen reimen können. | |||
So legte er die Fingerspitzen aneinander, und zog bedauernd die Mundwinkel nach unten. "Ich fürchte allerdings", seufzte er "dass Domna Morena nicht nur Eure Nichte jener Freveltaten verdächtigt, sondern gleichfalls Eure Großnichte wie auch Euch. Zumindestens wohl der Komplizenschaft. Immerhin ist es mir gelungen, unser beider Gastgeberin davon zu überzeugen, dass es, um eine weitere Eskalation zu vermeiden, für alle Parteien das Beste wäre, wenn Eure Großnichte und Ihr bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes im Gewahrsam der Golgariten verbleibt. Wäre dies für Euch akzeptabel?" Fragend sah er sie an, und kehrte einfach mal unter den Teppich, dass sein ursprünglicher Vorschlag ein wenig anders lautete. Es musste ja nicht gleich dem Großinquisitor zu Ohren kommen, dass Morena von Harmamund an seiner Lauterkeit zweifelte. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Die kleine, alte Frau straffte sich ein wenig und klopfte mit zwei runzligen Fingern ihrer unversehrten Hand auf die Sessellehne. | |||
"Nein", sagte sie mit einer ungewohnten Schärfe. "Das ist gänzlich inakzeptabel. Ihr sprecht nicht nur mit der Tochter einer Fürstin, sondern auch mit der Schwester eines der höchsten Würdenträger der Heiligen Reichskirche. Ich werde mich nicht von irgendwelchen Ordenskriegern nach Punin schleifen lassen, als sei ich eine rustikale Brigantin oder entstammte einem verfehmten Geschlecht!" | |||
Rote Flecken zeichneten sich auf den Wangen der Wildenfester Junkerin ab, die nicht nur der Wärme in der Kemenate zuzuschreiben waren. | |||
"Was glaubt Domna Morena, wohin ich wohl flüchten sollte, wenn sie mich aus ihrer ''Obhut''" – sie spie das Wort nun beinahe aus – "entließe? Wenn sie die Stirn hat, eine Klage vor dem Hoch- oder Reichsgericht gegen ein Mitglied unserer Familia zu erheben, dann werde ich dort erscheinen und meine Aussage treffen, dessen seid gewiss!" | |||
Sie schüttelte energisch den Kopf. "Einstweilen rate ich ihr, mich und auch meine Großnichte bei Anbruch des morgigen Tages ziehen zu lassen. Was glaubt Ihr wohl, wie meine Nichte reagieren wird, wenn ihr zu Ohren kommt, man habe mich oder Domna Richeza wie gemeine Verbrecherinnen abführen lassen? Eine solche Impertinenz wider die Ehre unserer Familia wird sie in höchstem Maße erzürnen." Belisetha da Vanya umklammerte die Sessellehne für einen Moment, ehe sie ihren gichtigen Zeigefinger in Hernáns Richtung schüttelte. "Und das mit Recht, junger Dom Hernán, und das mit ganzem Recht." Sie ächzte und ließ sich in den Sessel zurücksinken. "Wenn diese unerfreuliche Angelegenheit ein gutes Ende nehmen soll, dann muss jemand alsbald mit Rifada sprechen. Jemand, der einen guten Einfluss auf sie nehmen kann. Und das bin entweder ich oder es ist mein Bruder. Niemand sonst vermag sie davon abzuhalten, Domna Morena wie einem Huhn ans Genick zu gehen, und das wird sie andernfalls, dessen seid ebenfalls gewiss." | |||
Die dunklen Augen wanderten über Hernáns Gesicht. "Und was Praiosmin von Elenta angeht …" Sie verfiel in Schweigen und schüttelte mehrmals den Kopf. "Begeht keine Dummheiten, Dom Hernán", sagte sie dann. "Wenn Ihr in Sorge um die Grafschaft seid, dann begeht keine Dummheiten." Düster schüttelte sie erneut den Kopf. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Die Augen des Condottiere verengten sich bei Belisetha da Vanyas Rede, und seine Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Es bedurfte wahrlich keines Geschichtsbuches, um zu verstehen, warum die da Vanyas von einem Fürstengeschlecht, welches einstmals die Geschicke des ganzen Landes bestimmte, heute auf den Stand von in die Peripherie abgeschobenen Grenzbaronen und -junkern gefallen war. Und man ihnen selbst so eine fleischgewordene Lächerlichkeit wie Praiosmin von Elenta vor die Nase setzte. Hörbar atmete er aus und ein, ehe er bemüht ruhig antwortete: "Wahrscheinlich wisst Ihr nicht, dass ich in jungen Jahren ein ganz passabler [[:avwik:Boltan|Boltanspieler]] war. Und als solcher sage ich Euch, dass Ihr Euer Blatt überreizt, Domna Belisetha. Am Ende könnt Ihr nur spielen, was Ihr auf der Hand habt. Und das ist momentan nicht viel." | |||
"Außerdem", streckte er sich in seinem Sitz durch "solltet Ihr nicht vergessen, dass Domna Morena nunmehr selbst die Nichte eines Fürsten ist. Und womöglich dereinst Fürstin nach ihm sein wird. Für Euch mag das nur ein weiteres Ärgernis das Haus Harmamund betreffend sein. Für Dritte könnte es der Grund sein, sich ihrer und nicht Eurer Sache anzuschließen." | |||
Der Baron und Junker seufzte, dann stemmte er sich hoch. "Ich bedaure, dass Ihr die Dinge so seht. Aber mehr konnte ich bei Domna Morena nicht erreichen." Auf ihre Warnung die [[Elenta|Elenterin]] betreffend, schien er gar nicht mehr eingehen zu wollen. Das schien sich ohnehin erledigt zu haben, in Anbetracht dessen, was gerade am Horizont aufzog. | |||